Lesung am 12. Oktober mit Erika Schellenberger
Erika Schellenberger liest am 12. Oktober um 16 Uhr in der Hufeisenkirche in Altenvers aus "Alles behalten für immer - Ruth Rilke".
Literarische Soirée am 7. September um 16 Uhr im Bienengarten
Am 7. September gibt es eine Premiere im Bienengarten des Ubbelohde-Hauses in Goßfelden. Die beiden Stipendiaten Franzobel und Andreas Schäfer werden beide anwesend sein. Franzobel liest seinen während seines Aufenthaltes entstandenen Text vor und Andreas Schäfer liest aus seinen Werken. Thomas Hettche moderiert die "Literarische Soirée". Musikalische Begleitung von dem Tim Riemenschneider Jazz Trio.
Im Anschluss lädt der Verein Zwei Raben. Literatur in Oberhessen zu einem Imbiss und Kaltgetränken ein. Dabei lässt sich wunderbar ins Gespräch mit den Autoren kommen.
Die Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung von Kulturelle Aktion Marburg - Strömungen e.V.
Eine Welt- und Zeitreise mit Franzobel
Ein Dienstagabend in den Ferien und wunderschönes Sommerwetter: Der 10. Stipendiat des Literaturvereins, Franzobel, lockt mit seiner Lesung aus seinem letzten Roman „Einsteins Hirn“ trotzdem 65 Besucher in die Kirche von Goßfelden. Auf die Frage, wie es ihm gehe hier in Oberhessen, antwortet Franzobel gutgelaunt: Ausgesprochen wohl fühle er sich in der „ländlichen Idylle“.
Es ist dies bereits die dritte Veranstaltung von „Zwei Raben“ in der evangelischen Kirche, wie die Pfarrerin Sandra Niemann bei der Begrüßung hervorhebt.
Die Vereinsvorsitzende und Moderatorin Erika Schellenberger stellt den Autor als einen preisgekrönten Welt- und Zeitreisenden vor, der sich mit „Die Entdeckung Amerikas“ eine Entdeckungsreise im 16. Jahrhundert vornahm, seine Leser mit dem „Floß der Medusa“ ins frühe 19. Jahrhundert versetzte und mit „Einsteins Hirn“ ein Sittengemälde der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zeichnete. Er schaffe es, einen mit seiner Literatur ins Geschehen zu ziehen.
Bevor Franzobel aus „Einsteins Hirn“ liest, erläutert er den wahren Kern des Romans: Der Physik-Nobelpreisträger Albert Einstein stirbt 1955, seine Asche wird an einem unbekannten Ort verstreut. Vorher hat der Pathologe Thomas Harvey jedoch Einsteins Hirn entnommen, um es zu sezieren und den Sitz der Genialität zu entdecken. Später reist Harvey 42 Jahre lang damit durch Amerika, und irgendwann beginnt das Hirn mit ihm zu sprechen. Sogar auf Schwyzerdeutsch, gerade als der Pathologe das Hirn in eine Andacht der Quäkergemeinde mitnimmt. Franzobel liest diesen Abschnitt aus seinem Roman vor, und man merkt, dass der Autor auch Erfahrung mit Bühnenstücken hat, und die Informationsdichte mit performativen Momenten kombiniert.
Auf die Frage, was ihm mehr liege, Theaterstücke oder Romane zu schreiben, erfahren die Zuhörer, dass es zwei ganz unterschiedliche Arten des Schreibens sind: Bei einem Theaterstück sind es viele Faktoren, die den Erfolg bedingen, bis hin zum Bühnenbild. Einen Roman zu schreiben sei wesentlich zeitaufwendiger und erfordere genaue Recherche.
Erika Schellenberger weist im Gespräch mit dem Autor auf den Humor als wichtiges Stilmittel in seinem Roman hin. Manchmal entzünde Franzobel geradezu ein Feuerwerk an Pointen, fast wie im Kabarett. Er liebe Eulenspiegeleien.
Die Moderatorin spricht das neue Romanprojekt an, wo es wieder um ein Abenteuer am Ende des 19.Jahrhunderts geht, die Grönlandexpedition des amerikanischen Polarforschers Robert E. Peary. Mit einem Auszug aus dem Manuskript hatte sich Franzobel um das Stipendium bei „Zwei Raben“ beworben, und er liest zum Abschluss daraus vor.
Diese abwechslungsreiche und sehr unterhaltsame Veranstaltung fand großen Anklang beim Publikum, man konnte immer wieder schmunzelnde Gäste beobachten, die sich bei Franzobel und Erika Schellenberger mit herzlichem Applaus bedankten.
Am Büchertisch der Buchhandlung Jakobi konnte man Romane des Autors kaufen und sie sich signieren lassen. Viele Besucher genossen anschließend den schönen Sommerabend auf dem Kirchhof bei einem Imbiss und Getränken, bereitgestellt vom Gartenteam des Otto Ubbelohde-Hauses.
Else Funke
Literaturhaus unterwegs: Lesung mit Franzobel in Goßfelden
Am 06. August liest um 18 Uhr Franzobel aus "Einsteins Hirn" und anderen Werken in der Evangelischen Kirche in Goßfelden. Erika Schellenberger moderiert das Autorengespräch.
Zum Buch "Einsteins Hirn:
Wie im „Floß der Medusa“ erzählt Franzobel eine neue erfundene wahre Geschichte: Der Pathologe Thomas Harvey stiehlt Einsteins Hirn und behält es sein Leben lang.
Am 18. April 1955 kurz nach Mitternacht stirbt Albert Einstein im Princeton Hospital, New Jersey. Seinem Wunsch entsprechend wird der Körper verbrannt und die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. Vorher jedoch hat der Pathologe Thomas Harvey Einsteins Hirn entfernt, danach tingelt er damit 42 Jahre durch die amerikanische Provinz. Mit ihm erlebt Harvey die Wahl John F. Kennedys zum Präsidenten und die erste Landung auf dem Mond, Woodstock und Watergate und das Ende des Vietnamkriegs; und irgendwann beginnt das Hirn, mit Harvey zu sprechen.
Franzobels neuer Roman ist ein hinreißender Trip durch wilde Zeiten und zugleich die Lebensgeschichte eines einfachen, aber nicht gewöhnlichen Mannes, den Einsteins Hirn aus der Bahn wirft.
Im Anschluss der Lesung gibt es einen kleinen Imbiss und Kaltgetränke.
Eintritt frei.
“Nirgends wird man so oft gefragt ‘Woher kommst du’?“ wie in Deutschland
So stand auch am 5. Juli das Thema Herkunft im Mittelpunkt der Lesung von Dilek Güngör, die Erika Schellenberger in der Alten Schule Rosenthal moderierte. Die Autorin las aus ihrem 2024 erschienenen Roman „A wie Ada“. Es ist der letzte Teil einer Trilogie mit den vorangegangenen Romanen „Ich bin Özlem“ und „Vater und ich“, alle erschienen im Verbrecher Verlag Berlin. „Vater und ich“ wurde 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Carola Schneider, Gastgeberin und Kooperationspartnerin, begrüßte die 25 Gäste, die trotz des zeitgleich übertragenen EM-Viertelfinales gekommen waren, und Erika Schellenberger stellte die Autorin vor. Dilek Güngör ist in Schwäbisch Gmünd geboren und lebt in Berlin. Neben ihrer Autorentätigkeit arbeitet sie als Übersetzerin und Journalistin, außerdem leitet sie Schreibwerkstätten in Schulen.
Zum Entstehungsprozess der Trilogie erläuterte sie, dass am Anfang Miniaturen bzw. literarische Bilder stehen, die sie im Verlauf der Arbeit immer wieder kürze, manchmal durchaus mit der Sorge, das ganze Buch könne zu kurz werden. Am Ende fügten sich die einzelnen Teile aber doch zu einem stimmigen Ganzen zusammen.
Die zentralen Themen in den drei Romanen sind Zugehörigkeit und Akzeptanz. Ihre Erfahrung sei, dass man, selbst wenn man die neue Sprache gut beherrsche, niemals ganz in der Gesellschaft dieses Sprachraums ankomme.
Zwischen dem zweiten und dritten Lesungsabschnitt ging es im Gespräch um die Befreiung von Anpassungsdruck, der im Roman zum Ausdruck kommt. Dabei sei „A wie Ada“ humorvoll, aber nicht parodistisch, stellte Erika Schellenberger fest. Dem stimmte die Autorin zu und erklärte, dass sie sich von der Angst, Fehler zu machen, lösen wollte. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man die eigene „Rüstung“ fallen lässt, auch die anderen eher dazu bereit seien.
Die Besucher bedankten sich für die Lesung und das interessante Gespräch mit herzlichem Applaus. Am Büchertisch der Buchhandlung Jakobi konnte man neben Veröffentlichungen der Stipendiaten unserer Autoresidenz auch das vorgestellte Buch kaufen und von der Autorin signieren lassen.
Zum Ausklang luden Carola Schneider und „Zwei Raben“ zu Getränken und Knabbereien in den sommerlichen Garten der Alten Schule ein. Die Einladung wurde gerne angenommen, und die Gäste führten angeregte Gespräche miteinander und mit der Autorin.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten und Gäste für den schönen Abend.
Else Funke
50 Jahre Gemeinde Lahntal – 5 Jahre „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V.“
v.l.n.r.: Marianne Rupf, Else Funke, Erika Schellenberger-Diederich, Regine Hommel und Alexandra Klusmann
Am 30. Juni begann der Jubiläumstag mit einer Unwetterwarnung, doch am Mittag klarte der Himmel auf, und die Sonne zeigte sich.
Die Bienenwiese neben dem Ubbelohde-Haus füllte sich rasch mit vielen Gästen, die zur Jubiläumsfeier nach Goßfelden gekommen waren. Der Infostand von „Zwei Raben“ war sehr gut besucht. Viele nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen mit unseren Vereinsmitgliedern und informierten sich über das Konzept des Literaturvereins. Die Buchhandlung Jakobi hatte zahlreiche Veröffentlichungen der zehn Autoren, die seit 2019 in der Autorenresidenz im Ubbelohde-Haus gelebt und gearbeitet haben, zur Verfügung gestellt. Das Angebot wurde von den Besuchern gerne genutzt.
Wir freuen uns, dass wir „Zwei Raben“ bei dieser Gelegenheit in der Gemeinde Lahntal noch etwas bekannter machen konnten.
Ein herzliches Willkommen für Franzobel
Der mehrfach preisgekrönte Schriftsteller Franz Stefan Griebl alias Franzobel ist am 10. Juni aus Wien angereist und hat als zehnter Stipendiat des Literaturvereins „Zwei Raben“ die Autorenresidenz im Otto Ubbelohde-Haus bezogen. Bei einem Begrüßungsempfang im Ubbelohde-Haus mit der Vorsitzenden Erika Schellenberger, dem Hausherrn Ludwig Rinn und Vereinsmitgliedern kam man schnell in Kontakt und wir freuen uns darauf, während des dreimonatigen Aufenthalts von Franzobel in Goßfelden Einblicke in seine schriftstellerische Arbeit zu erhalten.
Im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung „50 Jahre Gemeinde Lahntal“ wird sich der Autor am 30. Juni um 15.30 Uhr im Bienengarten des Ubbelohde-Hauses bei einer Lesung aus seinem Roman „Einsteins Hirn“ und im Gespräch mit der Moderatorin Erika Schellenberger der Öffentlichkeit vorstellen.
Wir wünschen Franzobel eine inspirierende Zeit in der Künstlerwohnung und freuen uns auf den Austausch mit ihm.
Facettenreiches Eröffnungsprogramm der Veranstaltungsreihe „flora3048“
Am 16.06.2024 von 11-15 Uhr im Gutspark, Gießener Str. 4, 35112 Fronhausen.
Im Gutspark Fronhausen machen Künstlerinnen aus der Region mit Appetithäppchen auf Veranstaltungen von „flora3048“ aufmerksam.
Es gibt Lesungen, Ausstellungen und Konzerte sowie einen Poetry Slam-Workshop. Für jede etwas dabei.
Unsere Vorsitzende Erika Schellenberger liest aus ihrem Roman „Alles behalten für immer. Ruth Rilke“ am 12. Oktober um 16 Uhr in der Hufeisenkirche in Lohra-Altenvers
Literaturhaus unterwegs: Dilek Güngör liest aus ihrem Roman "A wie Ada"
Am Freitag, den 5. Juli liest Dilek Güngör aus ihrem Roman "A wie Ada" um 18 Uhr in der Alten Schule in Rosenthal.
Erika Schellenberger moderiert und führt das Gespräch mit der Autorin.
Eintritt frei
In der Sprache ihrer Eltern heißt Ada Insel. Ada denkt, auch sie wäre eine einsame Insel. Der Umgang mit anderen Menschen ist ihr oft unangenehm; wann sie sich wie verhalten soll, kann sie schwer einschätzen. Ada will geliebt werden, nicht von allen, unbedingt aber von den anderen.
Poetisch und humorvoll erkundet Dilek Güngör in »A wie Ada« die Beziehungen ihrer Protagonistin, angefangen bei deren Kindergarten- und Schulfreundschaften bis hin zu ihren eigenen Kindern und ihrem Mann. In Miniaturen lernen wir eine stolze wie auch verletzliche Frau kennen, deren zwiespältige Sehnsucht nach Innigkeit und Verbundenheit niemandem fremd ist.
Moritz Kirsch liest Sarah Kirsch
Sarah Kirsch: "Ich will nicht mehr höflich sein"
Am Montag, dem 27.05.24 um 19.30 Uhr im TTZ (Technologie- und Tagungszentrum), Softwarecenter 3 liest Moritz Kirsch Texte seiner Mutter, der Lyrikerin Sarah Kirsch.
Eintritt ist frei.
Veranstalter ist Kulturelle Aktion Marburg - Strömungen e.V. mit freundlicher Unterstützung durch das Marburger Literaturforum e.V. und "Zwei Raben - Literatur in Oberhessen e.V.", die Universitätsstadt Marburg und die Buchhandlung Jakobi.
Inhaltlich geht es bei der Veranstaltung um drei Dinge:
1. um das im Dezember 2023 im Steidl-Verlag veröffentlichte zweite und neue Tagebuch von Sarah Kirsch mit dem Titel "Der Sommer fängt doch so an! - Tagebuch 1990" und um das erste Tagebuch "Ich will nicht mehr höflich sein - Tagebuch aus der Wendezeit 1989/90".
Beide Tagebücher sind von Moritz Kirsch, dem Sohn von Sarah Kirsch, herausgegeben worden.
2. um den im Suhrkamp-Verlag veröffentlichten Band »Wir haben uns
wirklich an allerhand gewöhnt« - Der Briefwechsel "Sarah Kirsch - Christa Wolf" und natürlich
3. um ausgewählte Lyrik von Sarah Kirsch
Moritz Kirsch ist der Sohn von Sarah Kirsch und wohnt und lebt im Haus
seiner 2013 verstorbenen Mutter in Tielenhemme/Dithmarschen.
Sarah Kirsch, geboren 1935 in Limlingerode im Südharz, studierte zunächst Biologie in Halle, dann Literatur in Leipzig. Seit 1968 lebte die Schriftstellerin in Ost-Berlin und ab 1977 im Westen der Stadt. 1983
zog sie in das alte Schulhaus eines Dorfs in Schleswig-Holstein.
Sarah Kirsch gilt als eine der bedeutensten deutschen Lyrikerinnen, wenn nicht gar als die bedeutenste deutsche Lyrikerin.
Die Zahl ihrer Veröffentlichungen - neben Lyrik-Bänden auch Erzählungen und Kinderbücher - ist sehr sehr groß - ebenso die Zahl der ihr verliehenen Preise und Auszeichnungen vom Heinrich-Heine-Preis (DDR) über den Österreichischen Staatspreis bis hin zum Büchner-Preis.
Autorenstipendien 2024 vergeben: Wenn Fabulierkunst auf Familiengeschichten trifft
Der Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ vergibt seine beiden diesjährigen Autorenstipendien im Ubbelohde-Haus in Goßfelden an Franzobel und Andreas Schäfer
Drei Monate leben und arbeiten die Schriftsteller in der Wohnung im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohde im Lahntal in Goßfelden. Das Stipendium ist mit jeweils 7.500 Euro dotiert.
Aus mehr als 60 Bewerbungen hat die Jury ausgewählt: Franzobel, der von Juni bis September und Andreas Schäfer, der von September bis Dezember, in der Künstlerwohnung einzieht.
Mit ihren kulturhistorischen Themen passen beide Autoren ganz wunderbar ins Ubbelohde Atelierhaus. Besonders freue ich mich darauf, mehr über die unerschrockene Polarforscherin Josephine Peary zu erfahren, die uns Franzobel vorstellen wird.“, schwärmt die Vorsitzende Erika Schellenberger von der Entscheidung.
In der Begründung der Jury heißt es:
Der Oberösterreicher Franzobel schreibt seit den 90er Jahren Theaterstücke, Prosa und Lyrik und jagt dabei seine Leser mit überschäumender Fabulierlust in allen Gattungen durch pikareske Textwelten voller Verrücktheit, Ausschweifungen, Schoten, Skurilitären und Blasphemien. Sein Sprachvermögen sprengt jeden Logik- und Erzählzusammenhang. Doch Franzobel ist ein ernster Schelm, der dies stets im Sinne der Freiheit tut, die nötig ist zur Erkenntnis, beispielhaft und eindrücklich etwa in seinen Romanen „Das Floß der Medusa“ und „Einsteins Hirn“.
Andreas Schäfer, Schriftsteller und Journalist u.a. für Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Zeit, umkreist in den fünf Romanen, die er seit 2002 publiziert hat, mit feiner Genauigkeit und immer zunehmender literarischer Virtuosität das Thema Familie, und er findet dabei ganz unterschiedlichen Zugänge. Familie ist ihm wahlweise Tatort, Identitätsmarker oder Erinnerungsaufgabe. „Die Schuhe meines Vaters“, seine essayistisch-erzählende Vater-Sohn-Auseinandersetzung, hat die Kritik völlig zurecht mit den Meisterwerken des Genres von Joan Didion, Julian Barnes und Philip Roth verglichen.
Der Jury gehörten, unter dem Vorsitz des Schriftstellers Thomas Hettche, die Autorin Alissa Walser, der Literaturkritiker Christoph Schröder, die Vereinsvorsitzende Erika Schellenberger und Ludwig Rinn, Vorsitzender der Otto-Ubbelohde-Stiftung an.
Die Texte, die bisher von den Autor*innen in Goßfelden geschrieben wurden, sind in den Bänden „Rabenbetrachtungen I und II im Verlag Das Wunderhorn erschienen.
Die bisherigen Stipendiaten waren Marcus Braun, Sandra Burkhardt, Paul-Henri Campbell, Bettina Hartz, Norbert Hummelt, Olga Martynova, Marion Poschmann, Christoph Peters, Iris Wolff.
Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Region zwischen Lahn und Ohm, von der schon Rainer Maria Rilke schwärmte und in der Peter Kurzeck und Paulus Böhmer lebten, wieder stärker ins literarische Bewusstsein zu bringen. Mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Landkreises Marburg-Biedenkopf, Sparkasse Marburg-Biedenkopf und der Gemeinde Lahntal vergibt der Verein jährlich zwei dreimonatige Aufenthaltsstipendien.
Norbert Hummelt stellte im Kunstmuseum seinen Text vor
Norbert Hummelt las am 30. November 2023 den während seiner Zeit als Stipendiat des Vereins Zwei Raben. Literatur in Oberhessen e. V. entstandenen Text. "Die Lehre des Weißenstein. Eines jener stillen Gespräche.", ist eine literarische Auseinandersetzung mit einem der immer wiederkehrenden Motive von Ubbelohde. Der Weißenstein bei Wehrda. Der Autor Norbert Hummelt ist mehrfach dort spazieren gegangen, um der Faszination des "Berges" Otto Ubbelohdes nachzuspüren. Sie hören einen fünf Minütigen Ausschnitt aus der Lesung, die in Kooperation mit dem Kunstmuseum in Marburg stattfand. Dort ist zur Zeit eine große Werkschau mit Bildern von Otto Ubbelohde zu sehen.
Starke Kunst. Marburger Nachdichtungen aus China
Am 1. November las Karl Braun aus seinem Buch Wang Wei, Pei Di, Karl Braun: „Am Fluss - Ansichten aus dem Wang- und Lahntal“
Rezitation und Musik von Thomas Huth (Schauspieler)
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Marburger Haus der Romantik. Dr. Gabriela Ociepe-Joachimsthaler moderierte.
Norbert Hummelt, das Lahntal und Ubbelohde
Norbert Hummelt und Alexandra Klusmann (c) Imogen Grönninger
Am 30. November las Norbert Hummelt im Marburger Kunstmuseum seinen Text, den er während seines Stipendiums in Goßfelden geschrieben hat und den er dem Literaturverein „Zwei Raben“ zur Erstveröffentlichung überlässt.
Samira Idrisu vom Kunstmuseum und Moderatorin Alexandra Klusmann vom Literaturverein begrüßten die rund 60 Gäste zu dieser Veranstaltung, die im Zusammenhang mit der aktuellen Ausstellung „Die Landschaft Ubbelohdes – hier und jetzt“ steht.
Zur Einführung in die Lesung erläuterte der Vorsitzende der Ubbelohdestiftung, Ludwig Rinn, anhand der Bleistiftzeichnung Ubbelohdes „Berghang mit hoher Kiefer“ (Katalog Nr. 127), wie der Maler mit dieser Technik eine Durchlässigkeit erreicht in der Absicht, über das Ausschnitthafte eines Bildes hinaus die Ganzheit der Natur zu zeigen.
Die Besucher waren gespannt auf auf Hummelts Essay „Die Lehre des Weißenstein. Eines jener stillen Gespräche. Zu Zeichnungen und Gemälden von Otto Ubbelohde“. Der Maler war dem Schriftsteller nicht unbekannt. Zwei Bände mit Gedichten von Joseph von Eichendorff, die er immer bei sich habe, sind mit Zeichnungen von Ubbelohde illustriert. So sei die Beschäftigung mit Ubbelohde über den Umweg seiner Liebe zu Eichendorffs Gedichteentstanden. Die Zeichnungen – eine Auftragsarbeit des Verlegers Herman Wiechmann – seien nach Meinung Hummelts zur Illustration nicht notwendig. Gedichte erzeugten ihre eigenen Bilder. Sein Interesse an Ubbelohdes Bildern gelte eher dem Wiedererkennen der Landschaft, und da besonders dem Weißenstein, eine Erhebung zwischen Goßfelden und Wehrda. So unternahm der Autor viele Spaziergänge in Goßfelden und Umgebung und suchte nach den Orten, die der Maler vor mehr als hundert Jahren als Motive vor sich gesehen haben könnte.
Norbert Hummelt erzählte im anschließenden Gespräch mit Alexandra Klusmann unter anderem, dass er sich am liebsten mit Lyrik beschäftige. Viele Gedichte, die man in- und auswendig kenne, begleiten einen durchs Leben. In Bezug auf Eichendorff kam zur Sprache, dass der „Wald“ in der Romantik das Symbol einer ersehnten heilen und träumerischen Welt gewesen war und auch heute noch ein Sehnsuchtsort der Deutschen sei.
Auf die Frage der Moderatorin, welche Eindrücke er von seinem Aufenthalt in Goßfelden mit nach Berlin nehme, erfuhren die Zuhörer, dass es für ihn eine Premiere gewesen sei, in unmittelbarer Nähe eines Flusses zu leben. Auch den Herbst und den ersten Schnee auf dem Land habe er lange nicht mehr erlebt. In einige Gedichten, die er während seines Aufenthalts im Ubbelohdehaus geschrieben habe, seien Eindrücke und Erlebnisse aus dieser Zeit eingeflossen.
Es machte Spaß, diesem neuen Blick – dem Blick von Norbert Hummelt – auf Altbekanntes zu folgen, und das Publikum spendete langanhaltenden Applaus. Norbert Hummelt beendet seinen Aufenthalt in der Autorenresidenz am 12. Dezember.
Die Veranstaltung war eine Kooperation des Kunstmuseums Marburg mit dem Literaturverein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V.“.
Text: Else Funke
Foto: Imogen Grönninger, Kunstmuseum
Lesung am 12.12.2023 mit Erika Schellenberger fällt aus
Die angekündigte Lesung am 12.12.2023 mit Erika Schellenberger im Marburger Haus der Romantik aus ihrem Buch "Alles behalten für immer. Ruth Rilke" fällt krankheitsbedingt aus und wird nachgeholt. Der neue Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Literarische Soirée mit Norbert Hummelt und Thomas Hettche
Am 16. September bezog der zehnte Stipendiat Norbert Hummelt die Künstlerwohnung im Ubbelohde-Haus in Goßfelden. Bis zum Dezember 2023 hat er dort gelebt und gearbeitet. Schon fast eine lieb gewonnene Tradition, dass der 2. Vorsitzende Thomas Hettche vom Verein Zwei Raben. Literatur in Oberhessen, die Stipendiaten zum Autorengespräch bittet. Schauen Sie gerne rein oder besuchen Sie einer unserer Veranstaltungen.
„Sinkende Sterne“ – Literaturgenuss im Schartenhof
Am Samstag, dem 11. November lud der Literaturverein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V.“ in Kooperation mit dem Schartenhof in Eckelshausen zu einer Lesung mit dem mehrfach ausgezeichneten Schriftsteller Thomas Hettche. Er las aus seinem im September 2023 erschienenen Roman „Sinkende Sterne“.
Nach der Begrüßung durch die Gastgeberin im Schartenhof, Mareile Zürcher, stellte die Moderatorin Regine Hommel den Autor vor und gab eine Einführung in den Roman, der eine interessante Mischung aus autobiografischer Erzählung und fiktiver, teilweise unheimlicher Ereignisse sei. Zudem präsentiere uns der Autor Gedanken zur Literaturtheorie und aktuellen gesellschaftlichen Diskursen.
Hettche las zunächst aus dem Romananfang. Weil sich der Ich-Erzähler nicht zeitgemäß verhalte, verliert er seinen Uni-Job. Er reist in die die Schweizer Alpen, um dort das Ferienhaus seiner verstorbenen Eltern zu verkaufen. Hier hatte er einen großen Teil seiner Kindheit verbracht. Was realistisch beginnt, wird bald fantastisch. Ein fiktiver Bergrutsch staut die Rhone auf, überschwemmt das Tal, und es entsteht ein riesiger See. Die im Oberwallis verbliebenen Bergbewohner sind vom Tal abgeschnitten, sie kapseln sich von der Umgebung ab und haben keine Verbindung mehr zu aktuellen Entwicklungen, vielmehr etablieren sich mittelalterliche Strukturen.
Der Autor gab den Zuhörern mit seinen Leseausschnitten einen Einblick in seinen vielschichtigen Roman, der Moderne mit Vergangenheit verschränkt. Aktuelle Themen wie Gender, Klimawandel, Ende der bäuerlichen Kultur fließen wie von selbst in Handlung und Diskurse ein. Im lebhaften und unterhaltsamen Gespräch der Moderatorin mit dem Autor erhielten die Besucher Hintergrundinformationen zur Entstehung und Entwicklung des Romans sowie zur umfangreichen und detaillierten Recherche.
Fragen und Kommentare aus dem Publikum griff Thomas Hettche gern auf. Ein Besucher drückte seine Bewunderung für Hettches Naturbeschreibungen aus. Bei der Schilderung des Bergrutsches mit der Entstehung des Sees habe er den Edersee mit den versunkenen Häusern vor sich gesehen.
Die Buchhandlung Jakobi war mit einem Büchertisch vertreten, und gab die Gelegenheit, sich Veröffentlichungen von Thomas Hettche signieren zu lassen.
Im schönen Ambiente des Schartenhofs luden „Zwei Raben“ noch zum Verweilen bei Getränken und literarischen Gesprächen ein. Den Umtrunk organisierten die Gastgeber Mareile und Armin Zürcher.
Alles in allem war es ein gelungener Abend für Literaturfreunde.
Text: Else Funke
Foto: Thoms Hettche (c) Dieter Wagner
Poetische Reise durch Zeit und Natur mit Karl Braun
Poetische Reise durch Zeit und Natur: Lesung von Karl Braun aus seinem illustrierten Lyrikband „Am Fluss – Ansichten aus dem Wang- und Lahntal“ unter Mitwirkung des Schauspielers Thomas Huth. Am 1. November fand eine besondere Lesung im Marburger Haus der Romantik statt. Unter dem Titel „Am Fluss – Ansichten aus dem Wang- und Lahntal“ präsentierte Karl Braun seine Nachdichtungen von Gedichten zweier bekannter chinesischer Lyriker aus dem 8. Jahrhundert, Wang Wei und Pei Di, beide auch hochrangige Hofbeamte. Begleitet wurde die Veranstaltung von dem Schauspieler Thomas Huth, der die Übersetzungen der chinesischen Gedichte eindrucksvoll vortrug. Dr. Gabriela Ociepa-Joachimsthaler moderierte die Veranstaltung.
Die Lesung bot eine interessante Verbindung zwischen der Tangzeit im 8. Jahrhundert und der Gegenwart, wobei die Natur im Mittelpunkt stand. Karl Braun setzte z.B. die chinesischen Gedichte „hirschgehege“ und „ufer mit gelbholzbäumen“ in Beziehung zu seinen Nachdichtungen „am nordhang des schlossberges“ und „am lahnkanal“. So wurde ein eindrucksvolles Zusammenspiel zwischen alten und neuen Welten gezeigt.
Eine besondere Herausforderung bei den Nachdichtungen war für Braun, die spezielle Form der chinesischen Gedichte, eine Form ähnlich dem japanischen Haiku, in die Nachdichtung zu übertragen und dabei die Essenz der Originalgedichte einzufangen. Zwischen den Gedichtvorträgen erhielten die Gäste Hintergrundinformationen zur Tangzeit sowie zu den Übersetzungen und Nachdichtungsprozessen und damit Einblicke in die Arbeit des Autors und Verständnis für die Herausforderungen, die mit solchen Projekten einhergehen.
Die Lesung wurde musikalisch mit chinesischen Klängen begleitet, die durch das wellenförmige Fortschreiten der Melodie ohne Schlussakkord Ruhe und Stille vermittelten und man sich beim Hören Bilder aus der Natur – am Himmel ziehende Wolken oder einen vorbeifließenden Bach – gut vorstellen konnte.
Nach der Lesung entwickelte sich ein lebhaftes Gespräch zwischen den Gästen, dem Autor, dem Schauspieler und der Moderatorin. Dabei ging es unter anderem um die Frage, worin die Faszination der über tausend Jahre alten Gedichte liegt. Es wurde deutlich, dass es gerade die Momentaufnahmen aus der Natur sind, die diese Gedichte besonders machen – sie versuchen nicht, dem Text einen Sinn überzustülpen.
Der Verein Zwei Raben freut sich über die gelungene Veranstaltung, die in Kooperation mit dem Marburger Haus der Romantik organisiert wurde.
BILDER-DIALOG mit Norbert Hummelt
Donnerstag, 30. November 2023, 18.00 Uhr
NORBERT HUMMELT – LESUNG MIT GESPRÄCH
Poetische Annäherungen an Otto Ubbelohde mit rheinischem Einfluss.
Der Autor und Stipendiat wird seine im Otto Ubbelohde-Haus entstandenen Texte öffentlich vorstellen und lesen. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kunstmuseum Marburg. Das Gespräch mit dem Autor führt Alexandra Klusmann.
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten. Um Anmeldung zu dem Bilder-Dialog und den Aktionstagen mit Angabe des Namens und der Personenzahl wird gebeten über:
bildung.museum@uni-marburg.de oder telefonisch (Di.-Do.): 06421 28 22631.
https://www.uni-marburg.de/de/museum/besuch/fuehrungen/flyer-kmm-quartalsprogramm-04-k2-20230929.pdf
Die Landschaft Ubbelohdes - Hier und Jetzt
Eröffnung der Ausstellung "Die Landschaft Ubbelohdes - Hier und Jetzt" am 19. Oktober 2023 um 18.00 Uhr im Kunstmuseum Marburg.
Eröffnung der Ausstellung "Die Landschaft Ubbelohdes - Hier und Jetzt vor Goßfelden" am 22. Oktober 2023 um 11.30 Uhr im Otto Ubbelohde-Haus in Goßfelden.
Der Landschaftsmaler und Graphiker Otto Ubbelohde (1867-1922) ist mit seiner Illustrationsgraphik, vor allem seinen Grimm'schen Märchenzeichnungen, und seinen Landschaftsgemälden bekannt geworden. Um freie Kunst zu schaffen, hat er sich mit seiner Frau Hanna im Jahr 1900 in der offenen Flussaue der Lahn nahe seiner Geburtsstadt Marburg in einem eigens entworfenen Künstlerhaus niedergelassen. Mit seiner Malerei hat er dort die direkte Begegnung mit der Natur gesucht. Die Ausstellungen rücken diese Naturnähe in unterschiedlichen Aspekten in den Fokus und befragen sie >hier und jetzt< neu.
Beide Ausstellungen werden bis zum 25.02.204 gezeigt.
Lesung mit Karl Braun
Am Mittwoch, den 1. November 2023 um 18.00 Uhr lesen Prof. Dr. Karl Braun und Thomas Huth im Haus der Romantik aus:
Wang Wei, Pei Di, Karl Braun „Am Fluss – Ansichten aus dem Wang- und Lahntal“
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Marburger Haus der Romantik statt.
Eintritt: 3,- und 5,- Euro
Die Tang-Zeit des 8. Jahrhunderts unserer Zeit ist eine der Blütenzeiten der chinesischen Poesie. Einer der Klassiker dieser Poesie, der Wangtal-Zyklus (wangchuan ji) der Dichter Wang Wei und Pei Di – zweimal zwanzig Gedichte – wird hier in neuer deutscher Nachdichtung präsentiert. Aber die 1250 Jahre alten Gedichte werden nicht in der zeitlichen Distanz belassen: Die Kontrastierung der Gedichte aus dem Lahntal hebt die Aktualität hervor, die der taoistischen Weltsicht im Verhältnis Mensch-Natur innewohnt. Oder mit Günter Eich zu sagen: „Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume!“
ISBN-13 : 978-3950432077, 66 Seiten, 15,50 Euro
Lesung mit Thomas Hettche im Schartenhof
Am 11.11.2023 liest Thomas Hettche um 17 Uhr im Schartenhof in Eckelshausen aus seinem neuen Roman "Sinkende Sterne".
Eintritt 5,- und 8,- Euro
Ein einsames Haus in den Bergen und eine Naturkatastrophe, nach der ein Schweizer Kanton sich plötzlich lossagt von unserer Gegenwart: »Sinkende Sterne« ist ein virtuoser, schwebend-abgründiger Roman, in dem eine scheinbare Idylle zur Bedrohung wird und der uns tief hineinführt in die Welt der Literatur selbst.
Thomas Hettche erzählt, wie er nach dem Tod seiner Eltern in die Schweiz reist, um das Ferienhaus zu verkaufen, in dem er seine Kindheit verbracht hat.
Thomas Hettche: Sinkende Sterne. Kiepenheuer & Witsch, 224 Seiten, ISBN-13 : 978-3462050806, 25,- Euro
Bettina Hartz liest.......
Bettina Hartz las in der Gemeindebibliothek Goßfelden ihren Text, der während ihres Stipendiums im Ubbelohde-Haus entstand.
Filmische Eindrücke der Lesung im Rahmen des Literaturfrühlings des Landkreises Marburg-Biedenkopf.
Vertrag unterschrieben
Der Vertrag ist unterschrieben. Damit zieht der neunte Stipendiat Norbert Hummelt in der Atelierwohnung im Ubbelohde-Haus ein und lebt und arbeitet für die nächsten drei Monate dort. Die Auseinandersetzung mit den Werken Ubbelohdes ist ein Bestandteil des Stipendiums. Wir sind gespannt, welchem Aspekt sich Norbert Hummelt widmet und wie er es literarisch verarbeitet. Als Gedicht, vielleicht? In drei Monaten wissen wir mehr.
Einzug des Stipendiaten und Sommerfest
Das Wetter hätte kaum besser sein können. War noch vereinzelt Regen angekündigt, strahlte die Sonne mit dem Stipendiaten Norbert Hummelt, dem stellv. Vorsitzenden Thomas Hettche und der Vorsitzendes des Vereins Zwei Raben. Literatur in Oberhessen Erika Schellenberger um die Wette.
Nach der Begrüßung der Gäste durch Erika Schellenberger und Ludwig Rinn, entwickelte sich ein mit Thomas Hettche und Norbert Hummelt ein launiges und kurzweiliges Autorengespräch über Literatur und im Besondern über Gedichte und ob diese noch zeitgemäß sind. Hummelt trug einige seiner Gedichte vor. und bewies, dass sie durchaus zeitgemäß sind und Dinge als auch Zustände wunderbar beschreiben können. Die Natur und auch die Naturgewalten spielen eine große Rolle in seinem Werk. So selbstverständlich Natur auch ist, offenbart es etwas Eigens, Stilles, Schönes.
Mit Norbert Hummelt bezieht ein hoch dekorierter Lyriker (Rainer-Malkowski-Preis 2021, Hölty-Preis 2018) und Übersetzer die Atelierwohnung im Künstlerhaus. "Den betörenden Klang der Verse vergisst niemand, der sie einmal gehört hat“, begründet die Jury ihre Entscheidung für den in Berlin lebenden Rheinländer.
Eindrücke von der Literarischen Soirée
Thomas Hettche, Norbert Hummelt und Erika Schellenberger
Thomas Hettche und Norbert Hummelt
Literarische Soirée mit Norbert Hummelt
Am 16. September 2023 um 16 Uhr liest Norbert Hummelt im Bienengarten des Ubbelohde-Hauses Texte aus seinen Werken. Thomas Hettche stellt den Autor vor und moderiert das Gespräch.
Im Anschluss spielt das cb.jazz.trio. Bei Imbiss und Getränken besteht die Möglichkeit mit den Autoren und anderen Gästen ins Gespräch zu kommen.
Die Soirée bedeutet auch gleichzeitig den Einzug Norbert Hummelts in die Künstlerwohnung im Ubbelohde-Haus. Er wird bis Anfang Dezember dort wohnen und arbeiten. Wir freuen uns auf die Zeit mit dem zehnten Stipendiaten.
Rabenbetrachtungen II ist soeben erschienen
»Bekanntlich verdanken Stipendien sich meist der Annahme, ein Schriftsteller sei eine besondere Art von Seismograph oder Schwamm, er registriere oder nehme auf, was ihn umgebe, um es dann in Textform wiederzugeben. Doch in Wirklichkeit ist die Welt nichts, was ihm einfach gegenüberstünde. Und dass man nie zweimal in denselben Fluss steigt, bedeutet auch: Der Text, an dem er arbeitet, bleibt sich niemals gleich. […] Was auf dem Papier steht, verändert sich wie das Licht. Oder eben die Wolken.« – Nach diesem von Thomas Hettche im Nachwort zum zweiten Band der Rabenbetrachtungen benannten Gestaltungsprinzip treten die nächsten Gäste des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen: diesmal Sandra Burkhardt, Olga Martynova, Paul-Henri Campbell und Iris Wolff in Dialog mit Haus und Landschaft und mit dem künstlerischen Werk von Otto und Hanna Ubbelohde. Vier sehr persönliche Zugänge aus heutiger Perspektive.
Herausgegeben von Gabriela Ociepa und Erika Schellenberger: Rabenbetrachtungen II. Notizen aus dem Ubbelohde-Haus. Rabenbetrachtungen. 80 Seiten, broschiert, Erscheinungsjahr: 2023, sofort lieferbar,
ISBN: 978-3-88423-698-7, 20,00 EUR
Hier können Sie den Band bestellen:
Rabenbetrachtungen II – Verlag Das Wunderhorn
Bettina Hartz lädt zu einem letzten Kaffee im Garten des Ubbelohde-Hauses
"Großartig war’s — nochmals herzlichen Dank für euer Kommen, eure Gastfreundschaft, eure Herzlichkeit, eure schönen Geschenke, Umarmungen und lieben Worte!"
Den Dank, liebe Bettina Hartz, geben wir gerne zurück. Vielen Dank für Deine Zeit und den Austausch mit Dir. Wir wünschen Dir alles Gute und auf bald!
Abschiedslesung von Bettina Hartz
Autorengespräch nach der Lesung
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Literaturfrühling Marburg-Biedenkopf“ organisierte der Verein „Zwei Raben“ am 6. Juni in der Gemeindebücherei Goßfelden eine Lesung mit Bettina Hartz.
Die Vereinsvorsitzende Erika Schellenberger hieß die 35 Gäste herzlich willkommen und stellte ihnen die Autorin vor.
Bettina Hartz präsentierte an diesem Abend zwei ihrer Texte. Den Anfang machte ein exklusiv für den Literaturverein verfasster Text, der während Hartz‘ Aufenthalt im Ubbelohde-Haus entstand. Dieser beschäftigt sich mit dem Leben des Malers Ubbelohde und seiner Frau Hanna.
Hartz schwärmte von ihrem Aufenthalt in der Autorenresidenz. Insbesondere der Bienengarten und die Wiese am Haus erwiesen sich für die Autorin als Quelle der Inspiration. Obwohl sie keine tiefe Verbundenheit mit Ubbelohdes Kunst verspürt habe, ergab sich im anschließenden Gespräch ein interessanter Dialog über unterschiedliche Ansichten zur Kunst des Malers, der fortgesetzt werden sollte.
Im zweiten Teil der Lesung nahm Erika Schellenberger einleitend Bezug auf den Bewerbungstext von Bettina Hartz für das Stipendium, in dem sie unter anderem die Frage in den Raum stellte, wie wir unsere Energie darauf verwenden können, unser eigenes kleines Universum zusammenzuhalten, während wir gleichzeitig außerhalb unserer Haustür die Grundlagen menschlichen Lebens zerstören. Hartz betonte, dass sie in ihrem Schreiben einen Weg gefunden habe, mit diesen Gegensätzen umzugehen. Ihr zweiter Roman, der derzeit entsteht und aus dem sie einen Auszug vorstellte, erkundet die Vorstellung einer Wellt ohne Menschen, jedoch nicht im Rahmen eines Science-Fiction-Romans. Die Menschheit befinde sich an einem Wendepunkt, betonte sie, und man könne sowohl nach vorne als auch zurückblicken.
Die Besucher verfolgten die Lesung und die anschließenden Erläuterungen mit großem Interesse und belohnten Bettina Hartz mit viel Applaus für ihre Präsentation. Im Anschluss an die Lesung und das Gespräch bot sich den Gästen die Gelegenheit, sich bei Wein und Snacks sowohl mit der Autorin als auch untereinander auszutauschen. Diese Möglichkeit wurde von den Anwesenden gerne genutzt.
Tagebuch der Stipendiatin Bettina Hartz
Bettina Hartz, die vom 1. April bis 30. Juni 2023 Stipendiatin in der Künstlerwohnung im Ubbelohde-Haus ist, hat Tagebuch geführt und die Einträge auf ihrer Homepage veröffentlicht. Versehen sind die Einträge mit Fotos aus Goßfelden und Umgebung sowie Bildern aus dem Haus. Die so entstandenen sehr persönlichen Eindrücke der Autorin ergeben einen schönen Eindruck von den drei Monaten ihres Aufenthaltes.
Gerne mal reinschauen.
https://www.bettina-hartz.de/tagebuecher/ubbelohde-fensterblick
Auf den Spuren von Otto Ubbelohde durch Goßfelden
In 2010 wurde auf Initiative von Karl Heinz Görmar der Rundweg "Auf den Spuren von Otto Ubbelohde durch Goßfelden" geschaffen. Am Pfingstsonntag, 28. Mai, findet vom Initiator des Rundwegs eine eineinhalbstündige, öffentliche und kostenlose Führung durch Goßfelden statt.
Die Führung beginnt 14.30 Uhr am Otto-Ubbelohde-Haus. Zuvor besteht die Möglichkeit das Atelier des Künstlers zu besichtigen, das sonntags ab 11 Uhr geöffnet ist.
Der Maler, Radierer und Zeichner Otto Ubbelohde lebte von 1900 bis zu seinem Tod 1922 in seinem Haus in Goßfelden.
Bettina Hartz liest in Goßfelden aus „Auf dem Rad“ und „Writing in Nature“
Der Literaturverein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V.“ hat sich am 7. Mai, dem „Tag für die Literatur“ von hr2-Kultur, mit einer Lesung der aktuellen Stipendiatin des Vereins in der evangelischen Kirche Goßfelden beteiligt.
Die Vorsitzende des Vereins Erika Schellenberger übernahm die Moderation der Veranstaltung, da die angekündigte Moderatorin Silke Scheuermann kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen verhindert war.
Vor der Lesung informierte Barbara Seitz, Mitglied der Ubbelohde-Stiftung, bei einem kleinen Rundgang die Gäste über die Kirche und den Romantikerkreis um den ehemaligen Goßfeldener Pfarrer J.H. Christian Bang.
Schon der zu Beginn gelesene Text „Keine Frage des Wetters, sondern der Kleidung“ aus ihrem Buch „Auf dem Rad“ zeigte die Naturverbundenheit der Autorin und Kulturjournalistin.
Der zweite Text, der in den ersten Wochen ihres Aufenthalts in der Autorenresidenz im Otto-Ubbelohde-Haus entstand, ist Teil der Arbeit an ihrem geplanten Roman mit dem Arbeitstitel „Writing in Nature“ oder „Roman für die letzte Generation“.
In 14 Abschnitte unterteilt, trug Bettina Hartz ihre Beobachtungen und Gedanken, angefangen bei der neuen Umgebung im Lahntal und Goßfelden. Die Natur solle in dem entstehenden Roman nicht nur Ort der Inspiration sein, sie sei das eigentliche Thema. Das führt in den drei letzten Abschnitten zu der gedanklichen Vorstellung der Autorin von einer Natur ohne Menschen. Sie schreibe den Roman nicht verzweifelt oder zornig. Sie fürchte den Schmerz, aber nicht das Ende und erfreue sich an der Schönheit.
Im anschließenden Gespräch mit Erika Schellenberger erfuhren die 50 Besucher, dass sich Frau Hartz in der Autorenresidenz im Ubbelohde-Haus sehr wohlfühlt. So sammelt sie z.B. Steine am Lahnufer, und die Beschäftigung mit Steinen führe sie zu der Frage: „Wo komme ich her?“ Obwohl die Begriffe „nature writing“ oder „writing in nature“ sehr aktuell sind, waren sich Hartz und Schellenberger einig, dass es diese Literatur schon immer gegeben hat.
Das Publikum war sehr angetan und spendeten lang anhaltenden Beifall.
Nach der Lesung gab es im gegenüberliegenden Banghaus und auf dem Kirchhof Kaffee und Kuchen, organisiert vom Gartenteam der Ubbelohde-Stiftung. Der Vorsitzende des Kulturvereins Goßfelden, Gangolf Seitz, unterhielt die Gäste am Flügel mit Jazzmusik. Diese Gelegenheit zu Gesprächen wurde von zahlreichen Gästen gerne wahrgenommen.
Herzlichen Dank an Pfarrerin Sandra Niemann und alle Beteiligten für die tolle Kooperation.
Zwei Raben: Gelungener Start in die Saison
Lesung und Musik: Bettina Hartz und Silke Scheuermann
Am 7. Mai liest Bettina Hartz aus ihren Texten. Moderiert wird die Veranstaltung von der Autorin Silke Scheuermann.
Im Anschluss ist die Möglichkeit bei Kaffee und Kuchen im Kirschgarten mit den Autorinnen ins Gespräch zu kommen.
Ev. Kirche
Roßweg 14
Lahntal-Goßfelden
Die Lesung findet statt im Rahmen der von hr2-kultur hessenweit koordinierten Aktion "Ein Tag für die Literatur" statt.
Einzug der Stipendiatin Bettina Hartz in die Künstlerwohnung
Der Verein Zwei Raben. Literatur in Oberhessen bereitete der Stipendiatin einen herzlichen Empfang. Bettina Hartz wird für die nächsten drei Monate in der Künstlerwohnung im Ubbelohde-Haus leben und arbeiten. Der fast schon traditionelle Empfang im Garten konnte wegen des Wetters nicht dort stattfinden, dafür im Esszimmer des Hauses. Der Herzlichkeit und Freude über das Ankommen der Stipendiatin tat dies keinen Abbruch. Zu Beginn las sie 15 Minuten einen Essay über das Lesen und das Vorhandensein von Büchern in Häusern vor, den sie vor kurzem schrieb. Sehr kurzweilige Gedanken über Bücher und was diese mit Menschen machen. Im Anschluss kamen die Gäste und Vereinsmitglieder schnell in Kontakt und ins Gespräch mit der sympathischen Autorin. Über Ostern bekommt sie Besuch von ihrem Mann und ihrem Sohn. Das Ubbelohde-Haus, ein Haus für alt, aber auch auch jung.
Buchvorstellung am 8. März mit Erika Schellenberger
Erika Schellenberger stellt am 8. März um 19 Uhr ihren neuen Roman "Alles behalten für immer. Ruth Rilke" in der Buchhandlung Jacobi in Frankenberg vor.
Ein bewegender Roman, erzählt aus Sicht des »Dichterkindes« Ruth Rilke
1957, ein Spätsommertag im Künstlerdorf Fischerhude bei Bremen. Im früheren Atelierhaus der Bildhauerin Clara Westhoff wird renoviert. Tochter Ruth ist nach vierzig Jahren mit ihrer Familie und dem Nachlass ihres weltberühmten Vaters heimgekehrt. Draußen im Garten, am Ufer der Wümme, wo unter alten Weidenbäumen Eisvögel brüten, holen Ruth Erinnerungen ein, an die Kindheit und das bewegte Leben mit ihren Künstlereltern. Ein ergreifender Roman, der faszinierende Einblicke in das außergewöhnliche Verhältnis des Dichters zu seiner "kleinen großen Ruth" bietet. Vor allem dem persönlichen Austausch mit Ruths Stieftochter Uta Addicks, die der Autorin ihr Familienarchiv geöffnet hat, ist es zu verdanken, dass dieses Buch bislang unveröffentlichtes Material aus erster Hand bietet und wertvolle neue Einblicke in Leben und Werk des Dichters und seiner Familie. Mit vielen Originalzitaten.
Buchhandlung Jacobi
Neustädter Str. 26
35066 Frankenberg
Eintritt frei.
Um Anmeldung wird gebeten
Tel. 06451/230514
info@buchhandlung-jakobi.de
Informationen zum Buch auf der Verlagshomepage:
Iris Wolff liest im Kunstmuseum Marburg
Iris Wolff liest im Kunstmuseum Marburg ihren im Ubbelohde-Haus entstandenen Text. Dr. Erika Schellenberger-Diederich moderiert das Gespräch.
Erika Schellenberger: "Alles behalten für immer. Ruth Rilke"
Mit "Alles behalten für immer. Ruth Rilke" hat Erika Schellenberger ihren ersten Roman vorgelegt. Und nicht irgendeinen. Ruth Rilke (1901-1972) ist die Tochter von Rainer Maria Rilke und Clara Westhoff. Erika Schellenberger recherchierte lange und traf Zeitzeugen, um dem außergewöhnliche Verhältnis zwischen dem Literaten und seiner Tochter, seiner "kleinen großen Ruth" nachzuspüren.
1957, ein Spätsommertag im Künstlerdorf Fischerhude bei Bremen: Im früheren Atelierhaus der Bildhauerin Clara Westhoff wird renoviert. Tochter Ruth ist nach vierzig Jahren mit ihrer Familie und dem Nachlass des weltberühmten Vaters Rainer Maria Rilke heimgekehrt. Draußen im Garten, am Ufer der Wümme, wo unter alten Weidenbäumen Eisvögel brüten, holen Ruth Erinnerungen ein, an die Kindheit und das bewegte Leben mit ihren Künstlereltern.
»Es ist wichtig, zu zeigen, wie sehr Ruth es als ihre Lebensaufgabe gesehen und verinnerlicht hatte, diesen Nachlass zu behüten und zu schützen. Das zu lesen hat mich sehr berührt.« Bettina Sieber-Rilke
Erika Schellenberger: "Alles behalten für immer. Ruth Rilke". Hardcover, 224 Seiten, Verlag Ebersbach&Simon, ISBN 978-3-86915-278-3, 24,00 €
Die beiden diesjährigen Autorenstipendien im Ubbelohde-Haus gehen an Bettina Hartz und Norbert Hummelt
Bereits im fünften Jahr vergibt der Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ dreimonatige Aufenthaltsstipendien im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohde. Das Stipendium ist mit 7.500 Euro dotiert und stellt den Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine großzügige Wohnung mit Blick ins Lahntal zur Verfügung.
In diesem Jahr hat die Jury, die unter dem Vorsitz Thomas Hettches stand und der die Autorin Alissa Walser, der Literaturkritiker Christoph Schröder, die Vereinsvorsitzende Erika Schellenberger-Diederich und der Vorsitzende der Otto-Ubbelohde-Stiftung Ludwig Rinn angehörten, aus über 60 Bewerbungen Bettina Hartz und Norbert Hummelt ausgewählt.
Aus der Begründung der Jury:
Mit der Textprobe aus ihrem Debütroman „Rot ist der höchste Ernst“ hat Bettina Hartz die Jury beeindruckt. In einer kunstvoll verdichteten Sprache verbindet Bettina Hartz Privates und Politisches, vermeintliche Fakten und Erfundenes. Das Buch zieht seine Leser in traumatischen Kriegserlebnisse hinein, bietet aber zugleich auch Auswege an, die in der Literatur selbst liegen. Bettina Hartz‘ neues Arbeitsvorhaben verspricht eine anregende Mischung aus modernem Nature Writing und dem utopischen Ausblick auf eine postkapitalistische Welt. Die Jury ist überzeugt, dass Bettina Hartz dieses Wagnis meistern kann.
Den betörenden Klang der Verse Norbert Hummelts vergisst niemand, der sie einmal gehört hat. In ihrer Virtuosität kann man den weiten Weg erahnen, den der 1962 in Neuss geborene Hummelt bei seiner so beharrlichen wie anmutigen Neuaneignung der poetischen Tradition zurückgelegt hat. Ist die Natur beseelt? scheint er, bei aller modernen Skepsis, erneut zu fragen. Und ist es der Mensch? Die Jury ist erfreut, Norbert Hummelt das Ubbelohde-Haus in den Lahnauen bei Marburg als idealen Zwischenstopp auf seinem Weg anbieten zu können.
„Ein Literaturprojekt von Bettina Hartz heißt ‚Poesie auf dem Rad‘, das passt ganz hervorragend in unsere Gegend und mit dem bekannten Schriftsteller Norbert Hummelt kommt ein Rheinländer aufs Land nach Oberhessen, um im Ubbelohde-Haus ganz in Ruhe zu schreiben. Das freut mich natürlich besonders. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Auswahl!“, betonte Vorsitzende Erika Schellenberger-Diederich nach der Entscheidung.
Bettina Hartz ist Schriftstellerin, Fotografin und arbeitet als freie Kulturjournalistin. Ihr vielseitiges Werk, für das sie zahlreiche Preise und Stipendien erhielt, umfasst Drehbücher, Theaterstücke, Prosa und Lyrik. 2007 erschien die Erzählung „Nicht viel.“ 2012 veröffentlichte sie mit „Auf dem Rad – Eine Frage der Haltung“ eine Poetik und Kulturgeschichte des Radfahrens. „Rot ist der höchste Ernst“ ist ihr Debütroman. Bettina Hartz zieht am 1. April in die Künstlerwohnung ein und wird dort bis Ende Juni leben und arbeiten.
Norbert Hummelt lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Für sein lyrisches Gesamtwerk wurde er 2021 mit dem Rainer-Malkowski-Preis ausgezeichnet. Er übertrug T.S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ und „Vier Quartette“ neu ins Deutsche. Bei Luchterhand erschienen zuletzt seine Gedichtbände „Fegefeuer“ und „Sonnengesang“. Norbert Hummelt verweilt ab dem 9. September für drei Monate in Goßfelden.
Hintergrund
Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Region zwischen Lahn und Ohm, von der schon Rainer Maria Rilke schwärmte und in der Peter Kurzeck und Paulus Böhmer lebten, wieder stärker ins literarische Bewusstsein bringen. Mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Gemeinde Lahntal und der Sparkasse Marburg-Biedenkopf vergibt der Verein jährlich zwei dreimonatige Aufenthaltsstipendien im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohde in Goßfelden bei Marburg.
Bisherige Stipendiaten waren: Marion Poschmann, Christoph Peters, Marcus Braun, Sandra Burkhardt, Olga Martynova, Paul-Henri Campbell und Iris Wolff.
Die Texte, die in Goßfelden entstanden, sind 2020 unter dem Titel „Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus“ im Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg, erschienen.
Gespräch und Lesung mit Marcia Bodrožić
Marcia Bodrožić las in der Synagoge in Marburg aus ihrem Buch "Die Arbeit der Vögel".
Auf der Flucht vor den Deutschen gelangt Walter Benjamin im September 1940 auf einem alten Schmugglerpfad vom französischen Grenzort Banyuls-sur-Mer ins nordspanische Portbou. Tags darauf setzt er seinem Leben ein Ende. Acht Jahrzehnte später nimmt Marica Bodrožić den letzten Weg des großen deutschen Schriftstellers und Philosophen zum Anlass, um über unsere Zeit, die Komplexität von Lebensläufen und Identität, Freundschaft und Flucht nachzudenken. Für sie wird der Gang über die Pyrenäen zu einem luziden Denkweg, auf dem die Natur als synästhetisches Gefüge mitspricht.
Erika Schellenberger-Diederich führt und moderiert das Autorengespräch.
Etwas festhalten, was nicht festzuhalten ist
Iris Wolff und Erika Schellenberger-Diederich
Abschiedslesung mit Iris Wolff im Kunstmuseum Marburg
Die Abschiedslesung von Iris Wolff, der 7. Stipendiatin im Otto Ubbelohde-Haus, fand am 24. November im Marburger Kunstmuseum statt. Anlässlich des 100.Todestages hatte das Kunstmuseum in Kooperation mit dem Literaturverein „Zwei Raben“ zur Veranstaltung „Wolkendienst – Bilder-Dialog“ eingeladen. Es kamen weit mehr als die 70 angemeldeten Gäste, so dass noch ein angrenzender Raum für Besucher geöffnet wurde.
Nach der Begrüßung durch die Museumspädagogin Samira Idrisu stellte die Vorsitzende des Literaturvereins Erika Schellenberger die Autorin Iris Wolff vor.
In ihrem in Goßfelden entstandenen Text, den die Schriftstellerin dem Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V.“ zur Verfügung stellt und der im 2. Band der Reihe „Rabenbetrachtungen“ als Erstveröffentlichung erscheinen wird, beschäftigte sich Iris Wolff mit den Wolkenstudien und Landschaftsskizzen Ubbelohdes und setzte sich intensiv mit der Umgebung ihres dreimonatigen Aufenthaltsortes auseinander.
Sie erzählt von dem anfänglichen Abstand, der Neugier auf das Neue, das Alleinsein und dem Gefühl der Schutzlosigkeit. Es hat etwas gedauert, bis sie sich an die ungewohnten Geräusche gewöhnt hatte. Doch sie fühlte sich allmählich „heimisch“ und ertappte sich dabei, dass sie erbost war, als sie eine „fremde“ Person bemerkte, die die Nüsse unter „ihrem“ Nussbaum auf der Wiese am Ubbelohde-Haus aufsammelte und forttrug.
Während der Lesung war auf einer Staffelei neben der Autorin das Gemälde „Wiese und Wolken“ von Ubbelohde zu sehen. Iris Wolff hat in Goßfelden viele Wolkenbilder fotografiert und tritt so in einen Dialog mit dem Maler: Der Versuch etwas festzuhalten, was nicht festzuhalten ist.
Die Moderatorin Erika Schellenberger vertiefte im Gespräch mit Iris Wolff unter anderem diesen Punkt und fasste zusammen: Einmal innehalten und beobachten, was an einem vorbeizieht.
Lesung und Gespräch enden mit Erläuterungen zu Ubbelohdes Bild vom Vorsitzenden der Ubbelohde-Stiftung Ludwig Rinn.
Eine gelungene Veranstaltung: Die Gäste bedankten sich mit großem Applaus.
Der Weg durch die Pyrenäen: ein Weg von innen nach außen
Am 1. November las Marica Bodrožić vor mehr als 50 Besuchern in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Marburg aus ihrem Buch „Die Arbeit der Vögel. Seelenstenogramme“.
Die Autorin ist den Fluchtweg – heute ein ausgeschilderter Wanderweg – Walter Benjamins über die Pyrenäen acht Jahrzehnte später selbst gegangen und nimmt dies zum Anlass, um über Freundschaft, Flucht und Identität nachzudenken. Dabei ist ein vielschichtiges Buch entstanden, indem die äußere Bergwelt mit der inneren Landschaft des Denkens und Fühlens verschmilzt.
Erika Schellenberger moderierte die Lesung und führte nach dem ersten Teil ein interessantes Gespräch mit der Autorin. Bei den Zuhörern kam das gut an, hatte man doch so die Möglichkeit, das soeben Gehörte durch die im Dialog geäußerten zusätzlichen Gedanken und Erläuterungen zu vertiefen.
Dass die Lesung großen Anklang fand, zeigte sich auch an dem regen Besuch des Büchertischs der Buchhandlung Jakobi nach der Veranstaltung.
Herzlichen Dank an die Jüdische Gemeinde Marburg für die Unterstützung, vor allem an Hannelore Orbach. Frau Orbach hat in Vertretung ihres Ehemanns Amnon Orbach, dem Ehrenvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, zu Beginn über die Entstehung und Geschichte der neuen Synagoge in der Liebigstraße informiert, da viele der Anwesenden zum ersten Mal in diesem Gebäude waren.
Lesung mit Marica Bodrožić: Der Weg durch die Pyrenäen: ein Weg von innen nach außen
Vorsitzende Erika Schellenberger
Erika Schellenberger und Marica Bodrožić
Marica Bodrožić
v.l.n.r.: Iris Wolff, Else Funke und Marica Bodrožić sowie Lesepublikum
Literaturhaus unterwegs...: Marica Bodrožić liest aus „Die Arbeit der Vögel“
Marica Bodrožić liest am 01. November um 19 Uhr in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Marburg, Liebigstraße 21 a, 35037 Marburg aus „Die Arbeit der Vögel – Seelenstenogramme“ und ist damit zu Gast beim „Literaturhaus unterwegs“ des Vereins „Zwei Raben“.
Mit „Die Arbeit der Vögel – Seelenstenogramme“ ist der Autorin ein vielschichtiges Buch über Erkenntnis und Erfahrung von Flucht gelungen und wie man in Zeiten des Krieges Menschlichkeit erfährt.
Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten gelangt Walter Benjamin im September 1940 auf einem alten Schmugglerpfad vom französischen Grenzort Banyuls-sur-Mer ins nordspanische Portbou. Tags darauf setzt er seinem Leben ein Ende. Acht Jahrzehnte später nimmt Marica Bodrožić den letzten Weg des großen deutschen Schriftstellers und Philosophen zum Anlass, um über unsere Zeit, die Komplexität von Lebensläufen und Identität, Freundschaft und Flucht nachzudenken.
Joachim Dicks (NDR Kultur) schreibt dazu: “Mehr als drei Jahre hat Marica Bodrožić an ihrem Buch "Die Arbeit der Vögel" geschrieben. In diesen Tagen der Veröffentlichung hat es durch den Krieg in der Ukraine eine bedrückende Aktualität bekommen. Der Krieg vertreibt aus den Menschen das Menschliche, macht sie zu reinen Funktionsträgern, zu Nationalisten und Grenzkämpfern. Marica Bodrožić hält dagegen und schreibt an ihrem Plädoyer für das Menschliche fort, das ihr ganzes Werk umspannt.
Marica Bodrožić, geboren 1973 in Dalmatien. 1983 siedelte ihre Familie nach Hessen über. Sie schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays, die in über sechzehn Sprachen übersetzt wurden und unterrichtet seit vielen Jahren literarisches Schreiben. Bodrožić hat für ihr Werk zahlreiche Preise erhalten, darunter den Manès Sperber Preis, den Walter Hasenclever Literaturpreis, den Preis der Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender und den Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung. Marica Bodrožić lebt heute als freie Schriftstellerin in Berlin.
Eine Veranstaltung von Zwei Raben: Literatur in Oberhessen mit der Jüdischen Gemeinde Marburg und Kulturelle Aktion - Strömungen e.V.
Kartenreservierungen und Anmeldung unter: zweiraben@literaturinoberhessen.de
Abendkasse: Eintritt 8,- Euro, ermäßigt 5,- Euro.
Literarische Soirée mit Iris Wolff: Vom Rauschen der Pappeln
In den letzten Jahren hatte der Verein Glück mit dem Wetter und von Beginn war bei allen Veranstaltungen strahlender Sonnenschein ein Programmpunkt. In diesem Jahr sollte es mal anders sein, aber es tat der Lesung und dem Gespräch keinen Abbruch. Gebannt und verzaubert hörten die rund 100 Besuchenden der Moderatorin Erika Schellenberger, die für den erkrankten Thomas Hettche einsprang, und der Autorin zu.
Mit ihrem Buchtitel „Die Unschärfe der Welt“, 2020 mit zahlreichen Preisen bedacht, ist Iris Wolff einem großen Publikum bekannt geworden. „Vor dem Hintergrund der eigenen Familiengeschichte einer deutschsprachigen Minderheit im ehemals kommunistischen Rumänien, verbinden ihre Romane auf virtuose Weise das Dokumentarische mit poetischer Eleganz“, so die Jurybegründung.
Iris Wolff las aus "So tun, als ob es regnet", kein Buchtitel hätte passender sein können an dem Tag. Wolff erläuterte, dass dies ein Sprichwort aus Siebenbürgen sei. Sie habe als Kind immer so getan, als ob sie ihre Mutter nicht höre und musste mehrmals angesprochen werden, damit sie reagierte. Und dies bedeute auch das Sprichwort. In ihrem Roman in vier Erzählungen erzählt sie über vier Generationen des 20. Jahrhunderts und vier Ländergrenzen hinweg, wie historische Ereignisse die Lebenswege von Einzelnen prägen. Zwischen Freiheit und Anpassung, Zufall und freiem Willen erfahren ihre Protagonisten: Es gibt Dinge, die zu uns gehören, ohne dass wir wüssten, woher sie kommen. Und es gibt Entscheidungen, die etwas bedeuten, Wege, die unumkehrbar sind, auch wenn wir nie wissen werden, was von einem Leben und den Generationen vor ihm bleiben wird.
Erika Schellenberger las mit Erlaubnis der Autorin, aus deren Bewerbungsschreiben vor. Da sie in Marburg Kunst und Malerei studiert habe, freue sie sich besonders auf die literarische Auseinandersetzung mit dem hiesigen Maler und mit der wundervollen Landschaft. Dies bestätigte Schellenberger sogleich, denn beim Einzug Wolffs in die Künstlerwohnung habe sie aus dem Fenster geschaut und einfach nur "Wow" gerufen, obwohl es sich nicht um die Alpen oder andere Naturereignisse handelte, sondern schlicht um eine Wiese in Oberhessen.
Die Natur hat auch die vorherigen Stipendiat*innen schon inspiriert. Vor allem das Rauschen der Pappeln, die je nach Wind, ihre eigne Musik spielen, haben es ihr angetan. Einige der Pappeln sind von Otto Ubbelohde selbst noch angepflanzt worden. Wir dürfen gespannt sein, mit welchem Motiv oder Aspekt Ubbelohdes sich Iris Wolff in den nächsten drei Monaten beschäftigt.
Musikalisch wurde die Lesung von Tim Riemenschneider und Band begleitet.
Literarische Soirée mit Iris Wolff
Literarische Soirée mit Iris Wolf am 17.09.2022 um 16 Uhr im Bienengarten am Otto Ubbelohde-Haus, Otto-Ubbelohde-Weg 30, 35094 Lahntal
Moderiert wird in gewohnt launiger und kenntnisreicher Weise von Thomas Hettche.
Musik: Tim Riemenschneider
Eintritt: frei
Um Anmeldung wird gebeten unter:
zweiraben@literaturinoberhessen.de
Wenn nur das Netz aus Straßen Bedeutung hatte, das
die Landkarte überzog, feine Gitterlinien, die ihn über
Flüsse und Berge trugen – und es war ihm allermal genug,
auch wenn sie ihn noch nie über eine Ländergrenze
hinweg getragen hatten.
Stipendiatin 2022: Iris Wolff, So tun, als ob es regnet.
Literaturhaus unterwegs...: Lesung und Gespräch mit Paul-Henri Campbell
Lesung und Gespräch mit Paul-Henri Campbell und Alissa Walser in der Kirche in Goßfelden.
Literatur unterwegs: Frederik Vahle in Friedelhausen
Der Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ lud zu einer musikalischen Lesung mit Fredrik Vahle nach Friedelhausen ein. Mit dem Projekt Literaturhaus unterwegs bespielt der Verein verschiedene kulturhistorische Orte in Oberhessen und ermöglicht Begegnungen mit Literatur im ländlichen Raum.
Dr. Erika Schellenberger, Erste Vorsitzende des Vereins, begrüßte das Publikum und den Liedermacher, Autor und Wissenschaftler mit seiner Band. Fredrik Vahle habe Generationen von Kindern und Eltern mit seinen Liedern und Texten begleitet und angeregt, die Welt mit zu gestalten. Für seine Verdienste wurde er unter anderem zum Ehrenbürger von Lollar ernannt und mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Mit Ausschnitten aus seinem Erinnerungsbuch „Schräge Töne, schöne Töne. Erinnerungen und Denkausflüge zwischen Anne Kaffeekanne und Cowboy Jim“, das Fredrik Vahle (s)ein prosaisches Gesangbuch nannte, bot er dem Publikum Rückblicke auf wichtige Stationen in seinem Leben: Kindheit in Stendal, Studium in Gießen, Gründung einer Kommune, Reisen nach Griechenland und Spanien, Gehexperimente, das erste Kinderbuch „Ich erzähle von Pedro“. Den Zuweilen aufkommenden Pathos verstand Vahle mit Tönen, Texten und Liedern zu durchbrechen.
Flöte, Klangschale, Gitarre, Glocke und Stimme Fredrik Vahle wurden von Akkordeon, Gitarre und Gesang seiner Band begleitet. Vorgelesenes, Musik, Lied und freies Sprechen waren an diesem Abend gleich wichtig und wurden um die für den Autor zentralen Begriffe „atmen“, „gehen“ und „beten“ angeordnet, mit denen er einfache und dennoch tiefgründige Botschaften verband.
Vahles Lieder und Rezitationen wie „Atmen heißt lebendig sein“, „Friedensmaler“, Rap „Schön blöd“, „Lied für Orpheus“, „Mein Leben“, das aramäische „Vaterunser“, „Das Lied vom Gähnen“ und „Schnelllied“ als Zugabe begeisterten das Publikum, das buchstäblich mitging. Nach fast dreistündiger bester Unterhaltung stürmten die Besucherinnen den Büchertisch der Buchhandlung Jakobi. Kaltgetränke und der liebevoll zubereitete Imbiss auf der sonnigen Terrasse des Hofcafés (vielen Dank an die Hofgemeinschaft für heilende Arbeit e.V.!) sorgten ebenfalls für gute Stimmung.
Ein schöner, witziger, vielseitiger Abend mit Fredrik Vahle.
Literatur unterwegs mit Frederik Vahle
Erika Schellenberger-Diederich
Frederik Vahle und Band
Frederik Vahle
Idylle in Friedelhausen
Sängerin
Mitreißende Texte von Paul-Henri Campbell
Zum Abschied stellte Paul-Henri Campbell am 8. Juni in der Kirche von Goßfelden vor rund 30 Besuchern und Besucherinnen Auszüge aus seinem während des Stipendiums entstandenen Text vor.
In Kooperation mit der evangelischen Kirche Goßfelden und dem „Förderverein Gemeinschafts- und Kulturzentrum Rossweg e.V.” (Kulturverein Goßfelden) stand die Veranstaltung unter der Überschrift „Literatur im Dorf“. Pfarrerin Sandra Niemann begrüßte die Gäste, und der Ehrenvorsitzende des Kulturvereins, Karl Heinz Görmar, informierte über den Goßfeldener Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang und seine Bedeutung im ehemaligen Romantikerkreis um Friedrich Carl von Savigny.
Nach der Vorstellung von Paul-Henri Campbell und Alissa Walser durch die Vorsitzende des Literaturvereins Dr. Erika Schellenberger-Diederich, begann ein abwechslungsreiches Autorengespräch, das Alissa Walser moderierte, und in dessen Verlauf Paul-Henri Campbell seine Prosatexte vortrug. Campbell erzählte darin von den Erlebnissen mit seinem Vater, ein in Deutschland stationierter amerikanischer Soldat, mit dem er in seiner Kindheit und Jugend auf den Straßen um Gießen unterwegs war.
Die Reihenfolge der vorgetragenen Texte ging einher mit der geografischen Annäherung an den Ort seines dreimonatigen Aufenthalts: literarisch gestaltete Momentaufnahmen und Impressionen von Marburg, Goßfelden und der Lahn.
Alissa Walser beleuchtete im Autorengespräch u.a. das Verhältnis zwischen amerikanischer und deutscher Literatur, aber auch das Zusammenleben von amerikanischen Soldatenfamilien mit der deutschen Bevölkerung. Auf die Frage, welche Bedeutung Campbell seinem mehrmonatigen Stipendium beimesse, antwortete er: Ein Stipendium mit einem vergleichsweise kleinen Budget, z.B. gemessen an den Kosten eines Literaturhauses, sei Dank des großen Engagements der Vereinsmitglieder sehr effizient. Für einen Schriftsteller sei es ein Luxus, drei Monate ungestört arbeiten zu können.
Im Anschluss an die Veranstaltung hatten die rund 30 Gäste Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Im benachbarten Bang-Haus waren vom Garten-Team der Otto-Ubbelohde-Stiftung ein leckeres Buffet und Getränke bereitgestellt worden, und der Vorsitzende des Kulturvereins Goßfelden, Gangolf Seitz, sorgte für musikalische Unterhaltung mit flottem Jazz auf dem Flügel.
Paul-Henri Campbell hat seinen Aufenthalt in der Autorenresidenz sehr genossen und viele Kontakte in Goßfelden geknüpft.
Die Texte erscheinen, wie auch die anderen Texte der Stipendiaten und Stipendiatinnen, in einer Anthologie.
Abschlusslesung mit Paul-Henri Campbell
Erika Schellenberger-Diederich
Alissa Walser und Paul-Henri Campbell
Erika Schellenberger-Diederich, Alissa Walser und Paul-Henri Campbell
Paul-Henri Campbell
Manfred Paulsen und Ludwig Rinn
Alissa Walser, Paul-Henri Campbell, Olga Martynova und Erika Schellenberger-Diederich
Autorenstipendium 2022 an Paul-Henri Campbell und Iris Wolff vergeben
Otto-Ubbelohde-Stipendium 2022 des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen an Paul-Henri Campbell und Iris Wolff
Seit 2019 ist das ehemalige Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohde in Goßfelden bei Marburg Autorenresidenz. Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Gemeinde Lahntal jährlich zwei dreimonatige Aufenthaltsstipendien, die mit 7.500 Euro dotiert sind und Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine großzügige Wohnung mit Blick ins Lahntal zur Verfügung stellen.
In diesem Jahr hat der Verein aus sechzig Bewerbungen Paul-Henri Campbell und Iris Wolff ausgewählt. Der Jury unter dem Vorsitz Thomas Hettches gehörten die Autorin Alissa Walser, der Literaturkritiker Christoph Schröder, Erika Schellenberger, Vorsitzende des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen, und Ludwig Rinn an, Vorsitzender der Otto-Ubbelohde-Stiftung.
Aus der Begründung der Jury:
Der in Boston geborene und bilingual schreibende Paul-Henri Campbell gehört seit seinem Gedichtband "nach den narkosen“ von 2017 zu den interessantesten Stimmen gegenwärtiger Lyrik. Die Themen des herzleidenden Campbell sind Krankheit und Selbstbestimmung, die er in seinen Gedichten und Essays auf beeindruckende Weise in literarische Fragen nach unseren brüchigen Ordnungen von Sprache und Kultur, von Ordnung und Körper übersetzt.
„Die Unschärfe der Welt“, 2020 mit zahlreichen Preisen bedacht, hat Iris Wolff einem großen Publikum bekannt gemacht. Vor dem Hintergrund der eigenen Familiengeschichte einer deutschsprachigen Minderheit im ehemals kommunistischen Rumänien, verbinden ihre Romane auf virtuose Weise das Dokumentarische mit poetischer Eleganz.
Paul-Henri Campbell hat als Mitarbeiter des Diözesanmuseums Limburg die Lahn kennengelernt, an der auch das Otto-Ubbelohde-Haus liegt, und möchte sich während seines Stipendiums März – Juni 2022 mit dieser Flusslandschaft in erzählenden Essays auseinandersetzen. Auch Iris Wolff hat einen Bezug zur Region. Nach der Auswanderung der Familie aus Siebenbürgen hat sie in Marburg studiert und kennt das künstlerische Werk Otto Ubbelohdes seitdem. Sie freut sich darauf, September – Dezember 2022 in Goßfelden „eine vertraute Landschaft schreibend und zeichnend neu zu entdecken.“
Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen, gegründet von der Marburger Germanistin Erika Schellenberger, dem Schriftsteller Thomas Hettche und dem Kunstsammler Ludwig Rinn, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Region zwischen Lahn und Ohm, von der schon Rainer Maria Rilke schwärmte und in der Peter Kurzeck und Paulus Böhmer lebten, wieder stärker ins literarische Bewusstsein bringen. Bisherige Stipendiaten waren Marion Poschmann, Christoph Peters, Marcus Braun, Sandra Burkhardt und Olga Martynova. Texte, die in Goßfelden entstanden, sind 2020 unter dem Titel „Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus“ im Verlag „Das Wunderhorn“, Heidelberg, erschienen.
Literaturhaus unterwegs...: Lesung mit Wolfgang Büscher am 25. Oktober 2021 aus "Heimkehr"
Der Film zur Lesung: Matinée mit Olga Martynova
Zwei Raben: Literaturreihe im Herbst
Freuen Sie sich auf vier ganz unterschiedliche, aber auf ihre Weise besondere Lesungen an vier unterschiedlichen Orten.
11. September 2021 um 16 Uhr
Olga Martynova liest im Bienengarten des Ubbelohde-Hauses. In gewohnter Manier führt Thomas Hettche das Autorengespräch.
Es gilt der 3 G-Nachweis, um Anmeldung wird gebeten
zweiraben@literaturinoberhessen.de.
29. September 2021 ab 18 Uhr
Esther Kinsky liest in Fronhausen im Garten des "Schenkschen Gutes".
25. Oktober 2021 um 19 Uhr
Wolfgang Büscher liest in der Alten Kirche in Cölbe-Bürgeln.
18. November 2021 um 19 Uhr
Lesung und Musik mit Wilhelm Stehling im Historischen Rathaussaal in Marburg.
Es gilt der 3 G-Nachweis, um Anmeldung wird gebeten zweiraben@literaturinoberhessen.de.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter der Rubrik Termine.
Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus
Sie sammeln seltene Pilze am Feldrand, baden Ende September noch in der Lahn, zeichnen abendlang japanische Teeschalen und arbeiten sehr zurückgezogen an ihren persönlichen Literaturprojekten. Die für jeweils drei Monate in das "Literaturhaus unterwegs: Autorenresidenz im Otto Ubbelohde-Haus" eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller lassen dem Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen immer noch etwas Besonderes da, bevor sie wieder in die Metropole Berlin oder Frankfurt zurückkehren: Einen neuen Text, der durch den Aufenthalt am Künstlerort mit seinem unvergleichlichen Ausblick auf Kuhwiesen, Pappeln und Weiden angeregt wurde und sich literarisch mit dem Werk des Malers Otto Ubbelohde, dem Atelierhaus und seiner Landschaft befasst. Eine schöne Abmachung mit den Autorinnen und Autoren.
Erika Schellenberger, Gabriela Ociepa (Hg): Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus. Mit Beiträgen von Marion Poschmann, Christoph Peters, Marcus Braun und einem Nachwort von Thomas Hettche. Verlag Wunderhorn, Heidelberg, 48 Seiten, Klappenbrochur, EUR 18,00 (D), 18,50 (A)
Literarischer Spaziergang mit Sandra Burkhardt
Der Aufenthalt von Sandra Burkhardt in der Autorenresidenz des Otto-Ubbelohde-Hauses ist beendet, sie reiste am 16. Juni wieder in Goßfelden ab.
Da Frau Burkhardt sich sehr für Rainer Maria Rilke interessiert, hatte Erika Schellenberger für Montag, den14. Juni zum Abschied im kleinen Kreis einen literarischen Spaziergang auf Rilkes Spuren in Marburg vorbereitet:
„Marburg …: schön und sorgfältig verteilt an seiner sommerlichen Anhöhe, …“
(R.M. Rilke an Gräfin Maron zu Solms am 28.07.1909)
Auf dem Weg von der Elisabethkirche zum Marburger Töpferhaus las Sandra Burkhardt ihr Gedicht „Ich liege wo im Kraut“.
Der Spaziergang mit Erläuterungen zu Rilkes Besuchen in Marburg und Gesprächen über Lyrik endete auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.
Die Entdeckung der Sprache
Sandra Burkhardt und Erika Schellenberger-Diederich
Literarische Landpartie nach Goßfelden:
„Da oben im Geäst, da wohnt der Reim“ (Burkhardt)
Ein buchstäblich malerischer Ort, der Garten des Ubbelohde-Hauses in Goßfelden. Bot er doch schon häufiger den Rahmen literarischer Auseinandersetzungen mit dem Werk des Malers Otto Ubbelohde, so setzte die Lyrikerin Sandra Burkhardt einen neuen Höhepunkt.
Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen lud im Rahmen des von hr2 initiierten hessenweiten Aktionstages „Ein Tag für die Literatur und die Musik“ ein und über 80 erwartungsfrohe Gäste kamen (trotz strengster Corona Regeln), um bei schönstem Sommerwetter ihren Texten zu lauschen. Die Erste Vorsitzende Dr. Erika Schellenberger-Diederich stellte die aktuelle Stipendiatin des Vereins vor und betonte, wie beeindruckt die Jury von den eingereichten Proben Burkhardts war, weil sich die Autorin mutig vom modernen Paradigma der Verdichtung und Verknappung abwende und ihr Sprachgefühl in weit schwingenden, poetischen Bögen zeige. Weite Bögen schlägt Burkhardt auch bei ihren Spaziergängen um Goßfelden. Sie wolle nur kurz vor die Tür erzählte sie, um endlich nach zwei, drei Stunden wieder da zu sein. Das sei ein bisschen wie rauslaufen aus der Welt, zumindest für einen kleinen Moment.
Zunächst entführte Burkhardt ihre Leser literarisch in die Ferne. Aus ihrer Zeit in Rom hat sie das Gedicht „Walle, walle“ über den berühmten Trevi-Brunnen mitgebracht, das sie mit fester Stimme lautmalerisch vortrug.
Schellenberger-Diederich hob die Affinität der Autorin zur Stofflichkeit hervor. So wundert es nicht, dass sich Burkhardt als Motiv für ihre Annäherung an Ubbelohde, Wandteppiche und bestickte Tücher aussuchte, die von Hanna Ubbelohde, der Ehefrau des Malers, erdacht und gewebt wurden. Den in diesem Frühjahr entstandenen Text über die „Sieben Raben“, trug die Autorin erstmalig und sehr eindrücklich vor, während Ludwig Rinn das Motiv in den Bildteppichen zeigte, womit das Publikum in den Genuss von Bild und Text kam.
Die aus Lahntal stammende Bang-Haus Swing Combo umrahmte musikalisch mit bekannten Melodien aus der Welt des Jazz und Blues. Mit Führungen durch den Garten und Kaffee und Kuchen von den Gartenfeen wurde der Nachmittag abgerundet.
Um 19 Uhr las Marion Poschmann, erste Stipendiatin des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen im Literarischen Zentrum in Gießen aus ihrem Text, der während des Aufenthaltes im Ubbelohde-Haus entstanden ist. Die Lesung fand online statt. Dr. Erika Schellenberger-Diederich und Sandra Burkhardt sprachen ein kurzes Grußwort.
Tag der Literatur: Stipendiaten-Lesung und Musik
Auf vielfachen Wunsch planen wir, eine Veranstaltung im Garten des Ubbelohde-Hauses durchzuführen. Wir berücksichtigen die geltenden Hygienemaßnahmen und bitten alle Teilnehmer herzlich um ihre Kontaktdaten und gegebenenfalls um die Vorlage eines (negativen) Coronatests.
Sonntag, 30. Mai 2021 um 14.30 – 17.00 Uhr, Garten, Eintritt frei (Spenden erbeten)
Sandra Burkhardt liest einen Text, der während ihres Aufenthalts im Frühling 2021 entstanden ist. Die Bang-Haus Swing Combo aus Lahntal umrahmt die Lesung im Garten des Ubbelohde-Hauses musikalisch. Der Verein „Zwei Raben“ stellt auch die Schriftenreihe „Rabenbetrachtungen – Notizen aus dem Ubbelohde-Haus" vor. Es gibt Führungen (Arbeitskreis und Gartenfeen des Ubbelohde-Hauses) – Kaffee und Kuchen stehen bereit. Die Lesung findet in Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Gießen statt, wo Marion Poschmann, Zwei-Raben-Stipendiatin des Jahres 2019, um 19.00 Uhr im KiZ liest
Eine Veranstaltung des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V. in Kooperation mit dem Literarischen Zentrum Gießen. Gefördert von der Gemeinde Lahntal und dem Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Der Film zur literarischen Soirée mit Marcus Braun
Am 19. September 2020 sprachen Marcus Braun und Thomas Hettche über Literatur, das Schreiben und über das Leben eines Schriftstellers. Der Film gibt einen Einblick über einen wunderbaren Nachmittag mit Literatur, Musik und Gesprächen danach.
Filmische Impressionen:
Literarische Soirée mit Marcus Braun im Garten des Ubbelohde-Hauses - YouTube
Sandra Burkhardt ist in die Künstlerwohnung eingezogen
Autorin Sandra Burkhardt inmitten des Vorstandes
Eigentlich war der Empfang von Sandra Burkhardt, der vierten Stipendiatin des Vereins Zwei Raben, am 15.03. 2021 anders geplant: Die wegen der Coronabeschränkungen ausgefallene Abschiedslesung von Marcus Braun im Dezember 2020 sollte an diesem Tag nachgeholt werden und gleichzeitig die Stabübergabe an seine Nachfolgerin sein. Aber die Pandemie durchkreuzt leider noch immer die Planungen.
So haben wir Frau Burkhardt nur im kleinen Kreis begrüßt, am Bahnhof von Goßfelden wurde sie am Nachmittag von Frau Dr. Schellenberger und Karl Heinz Görmar abgeholt. Das Wetter hat mitgespielt, und die Schriftstellerin hatte Gelegenheit, auf der Wiese vor dem Otto-Ubbelohde-Haus mit Blick auf die vielen blühenden Schneeglöckchen und Krokusse einige Vereinsmitglieder bei einem Picknick auf Abstand kennenzulernen.
Sandra Burkhardt zeigte sich von der Künstlerwohnung sehr angetan: „Wow!“, sagte sie spontan. Sie freut sich auf ihre drei Monate in Goßfelden.
Sandra Burkhard: Literatur aus dem Ubbelohde-Haus
Aus: Hört in ausgestreuten Reimen (AT)
Ich liege quasi noch im Kraut, glaubt mir.
Ich schlage die Augen auf und die
Jahreszeit der leichten Bekleidung
raubt mir den Verstand. Ich singe:
Ach, was bin ich! Was war ich,
dass mein Pfeil nur die Wade traf!
Nur eine Bohne bin ich zu ihren Füßen.
Doch wer hat jemals von der Geburt
eines echten Mannes gehört?
Singend lindert sich das Lied,
doch trotz guter Absicht nähert sich ihr
mein Stift auch jetzt nicht. Was ist?
Ach nichts. Das Lied verwandelt dich:
Während der Zeit des ersten Zeitalters
war ich ein Lorbeer. Was ich tat,
als ich zum ersten Mal meine Haare
diese Welle machen sah, wo ich doch auf eine
Krone gehofft hatte, und die Füße, in denen ich steckte,
zu zwei Wurzeln wurden, die Arme zu Ästen:
Ich raschelte. Niemals zuvor schwieg meine Sprache.
Ich wusste weder, was es war, als ich es fand,
noch wo, doch als ich ankam, wo ich mir entzogen,
sprach ich im Klang des Schwans.
Während der Zeit des zweiten Zeitalters
schwamm ich am Ufer umher umher,
wollte reden, sang aber immer nur um Hilfe.
Einst hatte ich in sanften Tönen
verliebte Blicke erklingen lassen,
doch was war zu hören? Iiiiüüüh, Iiiiüüüh -
Kaum mehr, als diese Lady über mich zu sagen hätte.
Sie sprach zu mir: Sprich nicht davon,
von deiner Rede bleibt eh nur Überrest.
Als ob ich das nicht wüsste! Aber ich war
ein Sprichbrunnen und fand kein Ende.
Ach, lass mich doch ein Stein sein.
Während der Zeit des dritten Zeitalters
weinte ich, rollte, wenn ich mich bewegte,
stolperte und fiel. Da war sie wieder.
Ich starrte, weil die Sicht mich nicht befriedigte,
bis sie mich so ans Blickfeld gerichtet ansah,
dass es mich Kieselchen schüttelt. Ich rief:
Heb mich auf! Entsteine mich,
und wenn es mich meinen Un-Stein kostet!
Doch die Stimme war mir untersagt und so
schrie ich in Papier: Ich bin nicht meins, nein.
Es stimmt, Lied, dass ich mich dem eignen Bild entzogen
in eine undeutliche Spalte verwandeln spürte.
Mehr Dinge werden gedacht als noch
tausend Stifte nicht müde werden zu berichten,
doch auch das steht bereits andernorts.
Schweigend trennt sich der Dichter von seiner Hand
Das Gedicht entstammt aus einem längeren Zyklus und dem aktuellen Buchprojekt, an dem Sandra Burkhardt arbeitet. Es trägt den Arbeitstitel "Hört in ausgestreuten Reimen" und handelt sich dabei um "Übersetzungen" und Aneignungen von Gedichten aus Francesco Petrarcas Canzoniere.
Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt in 2021 Autorenstipendien an Olga Martynova und Sandra Burkhardt
„Wir sehen die Gegenwart gar nicht. Noch nicht.“ (Olga Martynova)
Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt in Kooperation mit der Ubbelohde-Stiftung in 2021 erneut zwei Aufenthaltsstipendien, diesmal an die Schriftstellerinnen Sandra Burkhardt (März-Juni) und Olga Martynova (September-Dezember). Die Autorinnen können sich auf jeweils drei Monate Leben und Arbeiten im Ubbelohde-Haus in Goßfelden bei Marburg freuen. Sie erhalten in der Zeit ein monatliches Salär von 2.500 €.
„Wir haben wieder knapp 80 Bewerbungen für das Autorenstipendium erhalten. Es waren Texte von hoher literarischer Qualität darunter, insofern fiel die Auswahl schwer. Aber ich freue mich, dass wir uns für eine so renommierte Autorin wie Olga Martynova und einen neu aufgehenden Stern am Lyrikhimmel, nämlich Sandra Burkhardt, entschieden haben und diese beiden Stipendien vergeben dürfen.“, sagte die Vorsitzende des Vereins Zwei Raben, Dr. Erika Schellenberger, nach der Entscheidung der Jury. Der Jury gehörten in diesem Jahr Ludwig Rinn, Dr. Erika Schellenberger, Dr. Gabriela Ociepa, Silke Scheuermann, Dr. Thomas Hettche und Prof. Dr. Klaus Reichert an:
In der Begründung der Jury heißt es:
Der auf Russisch wie auf Deutsch schreibenden Olga Martynova geht es um eine Durchdringung unserer komplexen Wirklichkeit aus der Kenntnis literarischer Traditionen heraus, die sie in ihrer Jugend in Petersburg erworben hat. Ihre Gedichte und Romane („Der Engelherd“, 2016) sind Versuchsanordnungen, die auf der Eigengesetzlichkeit eines poetischen Weltzugangs bestehen. Ihre Essays, die u.a. in FAZ, NZZ und DIE ZEIT erscheinen - zuletzt gesammelt: „Über die Dummheit der Stunde“ (2018) - sind so brillante wie streitbare Kommentare zur Gegenwart. Das neue Romanprojekt der Bachmann-Preisträgerin hat die Jury auf Anhieb überzeugt.
Sandra Burkhardt, geboren 1992, beeindruckte die Jury mit Gedichten zu Natur und Selbstfindung, die zeitgenössisch-drängende Themen und Fragestellungen behandelten und gleichzeitig von formaler Sicherheit zeugten. Insbesondere in ihrem Anspielen auf die Traditionen der Hymne wendet sich die Autorin mutig vom modernen Paradigma der poetischen Verdichtung und Verknappung ab und zeigt ihr Sprachgefühl in weit schwingenden, poetischen Bögen. Mit dem Stipendium für 2021 unterstützt der Verein Zwei Raben die junge Autorin, deren Debüt „wer A sagt“, 2018 im Verlag Gutleut in Frankfurt erschien, bei der Fertigstellung ihres zweiten Gedichtbandes.
Autorenstipendium vergeben an Marcus Braun
(c) Rabea Edel
Marcus Braun lebte und arbeitete vom 15.9. bis 15.12.2020 im Ubbelohde-Haus in Goßfelden.
Marcus Braun hat die Jury „durch sein halsbrecherisch virtuoses Erzählen beeindruckt. Sichtlich vom französischen Surrealismus und den Verfahren der Moderne geprägt, stellen seine Romane unsere Wahrnehmungen ebenso wie unsere Erwartungen auf die Probe. Seine Bücher richten ihren Blick auf uns Leser, so unverwandt, wie die Augen der Gorillas uns in seinen Bildern ansehen".
Marcus Braun, 1971 an der Mosel geboren, ist zunächst mit Theaterstücken, dann aber vor allem Romanen bekannt geworden, u.a. Delhi (1999), Nadiana (2000) und zuletzt Der letzte Buddha (2017). Seit 2015 arbeitet er auch als Maler.
Literarische Soirée mit Iris Wolff
17.09.2022 um 16 Uhr im Bienengarten am Otto Ubbelohde-Haus, Otto-Ubbelohde-Weg 30, 35094 Lahntal
Moderiert wird in gewohnt launischer und kenntnisreicher Weise von Thomas Hettche
Musik: Tim Riemenschneider
Eintritt: frei
Wenn nur das Netz aus Straßen Bedeutung hatte, das
die Landkarte überzog, feine Gitterlinien, die ihn über
Flüsse und Berge trugen – und es war ihm allermal genug,
auch wenn sie ihn noch nie über eine Ländergrenze
hinweg getragen hatten.
Stipendiatin 2022: Iris Wolff, So tun, als ob es regnet.
Literatur und Natur
Schloss Friedelhausen
Zwei Raben: Literatur in Oberhessen möchte die Region zwischen Lahn und Ohm zurück ins literarische Bewusstsein bringen und mit einer Gegenwart kurzschließen, die von einer Sehnsucht nach dem Land geradezu infiziert ist. Denn diese Sehnsucht trifft in Oberhessen auf ihr eigene Historie.
Da wäre etwa Rainer Maria Rilke, der sein ganzes Leben die Erinnerung an die beiden Sommer bewahrt hat, die er 1905 und 1906 auf Schloss Friedelhausen bei Marburg verbrachte. Oder Otto Ubbelohde, der fünf Jahre zuvor in dem nahgelegenen Goßfelden das von ihm selbst entworfene Atelierhaus bezog. Der Marburger Maler entschloss sich zur Rückkehr in die heimatliche Landschaft, nachdem er in Worpswede gewesen war, wo sein Münchner Studienfreund Fritz Mackensen mit Otto Modersohn und Heinrich Vogler gerade die berühmte Künstlerkolonie gegründet hatte. Auch dort hätte er Rilke begegnen können, der, wie er selbst, fasziniert war von dem Versuch, die Städte hinter sich zu lassen und gemeinsam mit anderen Künstlern eine neue Lebensform zu erproben.
Heute richtet die Literatur ihren Blick wieder einmal wie neu auf die Natur. Bücher in der Tradition des natural writings werden zu Bestsellern, das Naturgedicht erfährt eine Renaissance, jene Fragen nach einem besseren Leben, wie sie schon Ubbelohde und Rilke beschäftigten, scheinen mit einem Mal aktueller denn je. Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen hat sich vorgenommen, diesen neu-alten Dialog zwischen Natur und Literatur zu befördern.
Autorenstipendium vergeben an Christoph Peters
(c) Luchterhand Verlag
Christoph Peters lebte und arbeitete vom 15.3. bis 15.6. 2020 im Ubbelohde-Haus.
Der Jury nach ist „Christoph Peters' Prosa von seinem besonderen Zugang zur bildenden Kunst beeinflusst. Geprägt vom Niederrhein und Joseph Beuys, nähert er sich allen Künsten, ob der Malerei oder asiatischer Keramik, mit der Frage nach den Valenzen von Sinn in den unterschiedlichen Kulturen. Wobei Peters selbst ein Wanderer zwischen den Kulturen ist, wie es wenige in der deutschen Literatur gibt. In einem katholischen Internat erzogen, vom Islam beeinflusst, offen für die Abstraktionen des Buddhismus, bilden seine Romane diese Suchbewegung auf ebenso welthaltige wie kluge Weise ab.“ Die Jury ist gespannt, welche Funde er auf seiner Expedition nach Oberhessen machen wird.
1966 in Kalkar am Niederrhein geboren, hat Christoph Peters in Karlsruhe Malerei studiert und gehört seit seinem Debüt, dem Erzählungsband Stadtlandfluß von 1999, zu den produktivsten deutschen Erzählern. Ausgezeichnet unter anderem mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Düsseldorfer Literaturpreis, dem Rheingau-Literaturpreis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Zuletzt erschien von ihm der Roman Das Jahr der Katze (2018).
Termine:
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16.9.2023 :Literarische Soirée mit Norbert Hummelt im Bienengarten des Ubbelohde-Hauses
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6.6.2023 :Lesung mit Bettina Hartz
-
31.5.2023 :Erika Schellenberger: Alles behalten für immer. Ruth Rilke
-
24.11.2022 :Iris Wolf im Kunstmuseum: Bilderdialog „Wolkenstudie von Otto Ubbelohde“
Marion Poschmann:
Marion Poschmann, die in ihren Gedichte und Romanen immer wieder eine neue, höchst poetische und zugleich analytische Sprache für Natur findet, war die erste Stipendiatin im Ubbelohde-Haus und lebte und arbeitete von September bis November 2019 in Goßfelden.