Zwei Raben:

Aktuelles

Eröffnung der Fotoausstellung von Marianne Rupf


Fotoausstellung „MENSCHENBILDER“

Donnerstag, 30.11. um 18.30 Uhr im „WOHNZIMMER“ Kulturcafé Daubringen.

Sven Görtz sorgt mit seinen wunderbaren Liedern für den musikalischen Rahmen.
Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.


Adresse:
Kulturcafé Daubringen
Im Familienzentrum Friedhofstraße 11
35460 Staufenberg-Daubringen

​Stipendiatenbibliothek in der Autorenresidenz


Die Vereinsmitglieder Regine Hommel und Else Funke haben gemeinsam mit der Vorsitzenden Erika Schellenberger und dem aktuellen Stipendiaten Norbert Hummelt die Stipendiatenbibliothek in der Autorenresidenz "eingeweiht". Romane, Gedichte und Texte der Autorinnen und Autoren, die jeweils drei Monate in Goßfelden verbracht haben, stehen nun den Stipendiaten zur Verfügung und geben ihnen Einblick in die literarische Arbeit ihrer Vorgänger.

Die diesjährigen Autorenstipendien im Ubbelohde-Haus gehen an Bettina Hartz und Norbert Hummelt


Bereits im fünften Jahr vergibt der Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ dreimonatige Aufenthaltsstipendien im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohde. Das Stipendium ist mit 7.500 Euro dotiert und stellt den Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine großzügige Wohnung mit Blick ins Lahntal zur Verfügung.

In diesem Jahr hat die Jury, die unter dem Vorsitz Thomas Hettches stand und der die Autorin Alissa Walser, der Literaturkritiker Christoph Schröder, die Vereinsvorsitzende Erika Schellenberger-Diederich und der Vorsitzende der Otto-Ubbelohde-Stiftung Ludwig Rinn angehörten, aus über 60 Bewerbungen Bettina Hartz und Norbert Hummelt ausgewählt.

Aus der Begründung der Jury:
Mit der Textprobe aus ihrem Debütroman „Rot ist der höchste Ernst“ hat Bettina Hartz die Jury beeindruckt. In einer kunstvoll verdichteten Sprache verbindet Bettina Hartz Privates und Politisches, vermeintliche Fakten und Erfundenes. Das Buch zieht seine Leser in traumatischen Kriegserlebnisse hinein, bietet aber zugleich auch Auswege an, die in der Literatur selbst liegen. Bettina Hartz‘ neues Arbeitsvorhaben verspricht eine anregende Mischung aus modernem Nature Writing und dem utopischen Ausblick auf eine postkapitalistische Welt. Die Jury ist überzeugt, dass Bettina Hartz dieses Wagnis meistern kann.

Den betörenden Klang der Verse Norbert Hummelts vergisst niemand, der sie einmal gehört hat. In ihrer Virtuosität kann man den weiten Weg erahnen, den der 1962 in Neuss geborene Hummelt bei seiner so beharrlichen wie anmutigen Neuaneignung der poetischen Tradition zurückgelegt hat. Ist die Natur beseelt? scheint er, bei aller modernen Skepsis, erneut zu fragen. Und ist es der Mensch? Die Jury ist erfreut, Norbert Hummelt das Ubbelohde-Haus in den Lahnauen bei Marburg als idealen Zwischenstopp auf seinem Weg anbieten zu können.

„Ein Literaturprojekt von Bettina Hartz heißt ‚Poesie auf dem Rad‘, das passt ganz hervorragend in unsere Gegend und mit dem bekannten Schriftsteller Norbert Hummelt kommt ein Rheinländer aufs Land nach Oberhessen, um im Ubbelohde-Haus ganz in Ruhe zu schreiben. Das freut mich natürlich besonders. Ich bin sehr zufrieden mit unserer Auswahl!“, betonte Vorsitzende Erika Schellenberger-Diederich nach der Entscheidung.

Bettina Hartz ist Schriftstellerin, Fotografin und arbeitet als freie Kulturjournalistin. Ihr vielseitiges Werk, für das sie zahlreiche Preise und Stipendien erhielt, umfasst Drehbücher, Theaterstücke, Prosa und Lyrik. 2007 erschien die Erzählung Nicht viel.“ 2012 veröffentlichte sie mit Auf dem Rad – Eine Frage der Haltung eine Poetik und Kulturgeschichte des Radfahrens. „Rot ist der höchste Ernst ist ihr Debütroman. Bettina Hartz zieht am 1. April in die Künstlerwohnung ein und wird dort bis Ende Juni leben und arbeiten.

Norbert Hummelt lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Für sein lyrisches Gesamtwerk wurde er 2021 mit dem Rainer-Malkowski-Preis ausgezeichnet. Er übertrug T.S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ und „Vier Quartette“ neu ins Deutsche. Bei Luchterhand erschienen zuletzt seine Gedichtbände „Fegefeuer“ und „Sonnengesang“. Norbert Hummelt verweilt ab dem 9. September für drei Monate in Goßfelden.

Hintergrund:
Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Region zwischen Lahn und Ohm, von der schon Rainer Maria Rilke schwärmte und in der Peter Kurzeck und Paulus Böhmer lebten, wieder stärker ins literarische Bewusstsein bringen. Mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, des Landkreises Marburg-Biedenkopf und der Gemeinde Lahntal und der Sparkasse Marburg-Biedenkopf vergibt der Verein jährlich zwei dreimonatige Aufenthaltsstipendien im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohde in Goßfelden bei Marburg.

Bisherige Stipendiaten waren: Marion Poschmann, Christoph Peters, Marcus Braun, Sandra Burkhardt, Olga Martynova, Paul-Henri Campbell und Iris Wolff.

Die Texte, die in Goßfelden entstanden, sind 2020 unter dem Titel „Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus“ im Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg, erschienen.

Herzlich willkommen Iris Wolff


Die siebte Stipendiatin hat die Räumlichkeiten im Ubbelohde-Haus bezogen. Der Vorstand des Vereins bereitete ihr einen herzlichen Empfang bei Kaffee und Kuchen. Iris Wolff, die auch in Marburg studierte und jetzt in Freiburg im Breisgau lebt, ist gespannt auf die Zeit in Goßfelden. Sich in der schönen Landschaft den Werken Ubbelohdes zu widmen und anzunähern, bereite ihr einerseits eine große Freude, ist aber natürlich auch eine Herausforderung, sagte sie.

Das neue Buch von Wilhelm Stehling: Die Marburger Turmwächter


Nach seinem Buch über Die Marburger Nachtwächter widmet sich Wilhelm Stehling nun ihren Pendants, nämlich den Marburger Turmwächtern. Seit dem Mittelalter schauten sie vom hohen Schlossturm herab und wachten über die Sicherheit der Stadt. Sie warnten bei Tag und bei Nacht vor Feuer, vor Feinden und anderen Gefahren und kündigten mit Signalen alle Reisenden an, die sich der Stadt näherten. Zugleich galten die Turmwächter als fürstliche Schloss- und Stadtmusikanten über Jahrhunderte hinaus als die wichtigsten Repräsentanten der Instrumentalmusik. Die musikalischen Alleskönner spielten zu Hochzeiten, zum Tanz, zu kirchlichen und städtischen Anlässen sowie zu höfischen Gelegenheiten auf.

Der spannend erzählte und reich bebilderte Band führt in die komplexe Arbeitswelt von Wächtern und Musikanten ein. Man erfährt einiges von den Besonderheiten ihres beruflichen Alltags sowie den schicksalhaften Lebenswegen mancher Türmer. Als Beitrag zur Kulturgeschichte von Marburg gewährt das Buch bisher unbekannte Einblicke in das musikalische Leben der Stadt.

Wilhelm Stehling
Die Marburger Turmwächter. Einblicke in einen vergessenen Beruf und ein Kapitel der Musikgeschichte
208 Seiten, 17,0 x 24,0 cm, Paperback
ISBN 978-3-96317-311-0 (Print)
24,00 € (Print)

Link zum Büchner Verlag:

Die Marburger Turmwächter - Büchner-Verlag (buechner-verlag.de)

​Auf den Spuren von Otto Ubbelohde mit Paul-Henri Campbell


Während seines Aufenthaltes im Otto Ubbelohde-Haus von Mitte März bis Mitte Juni waren wir unterwegs, um in Goßfelden und umliegenden Orten Motive wiederzuerkennen, die Otto Ubbelohde in seinen (Märchen-) Zeichnungen festgehalten hat und auch um andere interessante Örtlichkeiten und historische Bauten zu besichtigen.

Zunächst waren wir natürlich in Goßfelden unterwegs und sind auf dem Otto Ubbelohde-Rundweg gegangen. Waren dabei auch am Grab der Eheleute Ubbelohde und haben uns daran erinnert, dass der Künstler vor 100 Jahren in Goßfelden verstorben ist.

Dann haben wir die Kirche besichtigt, die von 1749 bis 1752 erbaut wurde, also für eine Kirche noch nicht alt war, als der berühmteste Pfarrer von Goßfelden, Johann Heinrich Christian Bang in 1802 hier als Pfarrer eingeführt wurde. Von dem Kirchplatz, dem ehemaligen Friedhof, auf dem noch der Vater von J.H.C. Bang, nämlich Johann Christian Bang, in 1803 beerdigt wurde, hat man einen herrlichen Ausblick auf Goßfelden und das Lahntal, den Wollenberg, die Hardt und den Burgwald und man kann hinter Bäumen versteckt das Ubbelohde-Haus erahnen. Auch hier auf dem Kirchplatz hat Otto Ubbelohde seine Malschülerinnen und Malschüler in die hohe Kunst des Malens und Zeichnens eingeführt. Dieser Platz muss Ubbelohde sehr viel bedeutet haben, denn als eines seiner letzten Werke hat Otto Ubbelohde das Gemälde „Dorfdächer“ hier entstehen lassen, es gibt den Blick über Goßfelden wieder, wie er sich in 1921 darbot. Auch Paul-Henri Campbell hat diesen Ausblick sehr genossen.

Auf die Zeit des Deutschen Ordens, zu dem Goßfelden bis 1809 gehörte, sind wir beim Rathaus und der Gerichtslinde mit dem Lindenstein eingegangen. Die unweit davon stehende und in 1802 erbaute Lahnbrücke war Ubbelohdes Hauptmotiv in Goßfelden. Das bekannteste Gemälde davon, „Eisbrecher“, entstand in 1806, also zu einer Zeit, in der er sich mit der Illustration der Grimmschen Märchen befasste. Und so hat er diese Brücke auch in dem Märchen „Der singende Knochen“ festgehalten.

Später haben wir eine Autofahrt in benachbarte Gemeinden unternommen. So waren wir in Wetter, haben die Synagoge und die Stiftskirche von außen, die Stadtmauer und den Diebsturm, den Otto Ubbelohde in dem Märchen “Die 12 Jäger“ festgehalten hat, besichtigt; dieser zeigt sich heute allerdings mit einem Dach, das vor einigen Jahren zum Schutz der Mauern aufgesetzt wurde. In der Altstadt haben wir auch von der Fuhrstraße zur Stiftskirche gesehen und dabei die Ubbelohde-Zeichnung „Aus Wetter“ (aus „Rings um Marburg“) vor Augen gehabt.

Dann fuhren wir in den Wollenberg, um den Jüdischen Friedhof zu besuchen und die „längste Bank Hessens“ zu besichtigen, von der man einen schönen Blick in das Lahntal und zum Burgwald hat.

Danach stand Amönau mit dem „Lusthäuschen“, heute besser bekannt als „Rapunzelturm“, auf dem Programm. Den neuen Namen erhielt dieser Turm, der zu einer Gutshofmauer gehört, durch die Illustration von Otto Ubbelohde - eben zu dem Märchen „Rapunzel“.

In der „Colonie“ Todenhausen haben wir die 1755 in der Tradition der Hugenotten erbaute Ev.-ref. Kirche besichtigt.

In Mellnau waren wir zuletzt. Dieses Burgwalddörfchen hat wohl einen besonderen Reiz für Otto Ubbelohde gehabt. So hat er u. a. hier Frau Holle ihre Betten schütteln lassen (in „Hessenkunst“ 1914), hat einen Blick zur Burg festgehalten (in „Rings um Marburg“), ebenfalls einen Blick über das Dorf zur Burg (in „Schönes Deutsches Land“) und auch das Gemälde „Ruine im Frühjahr“ (um 1902) hier entstehen lassen. Dies alles haben wir uns angesehen und zum Schluss noch die „Kener Eiche“, die an Kene, ein hier untergegangenes Dorf, erinnern soll.

Text: Karl Heinz Görmar

Literaturfrühling Marburg-Biedenkopf 2022


Im Literaturfrühling erwarten Sie neun Lesungen mit neuen wunderbaren Autorinnen und Autoren, unter anderem auch mit unserem aktuellen Stipendiaten Paul-Henri Campbell am 8. Juni in Goßfelden. Moderation Alissa Walser.

Die einzelnen Lesungen im Überblick:
Eröffnungsveranstaltung:
29. Mai um 20 Uhr Michaela May in Stadtallendorf
30. Mai um 19 Uhr Jan Weiler in Fronhausen
01. Juni um 19 Uhr Sven Pfitzenmaier in Marburg
02. Juni um 19 Uhr Elisabeth Herrmann in Amöneburg
03. Juni um 20 Uhr Mario Giordano in Niederweimar
07. Juni um 19:30 Uhr Gisa Klönne in Niederdieten
08. Juni um 18 Uhr Paul-Henri Campbell in Goßfelden
14. Juni um 19 Uhr Brigitte Glaser in Bad Endbach

Abschlussveranstaltung:
19. Juni um 19 Uhr Carsten Henn in Großseelheim

Weitere Details zu den Lesungen finden Sie hier:
www.kultur-info-netz.de


Buchvorstellung und Gespräch mit Judith Hermann zu "Daheim"


Am Montag, den 09.05.2022 um 19.00 Uhr liest Judith Hermann im TTZ (Technologie- und Tagungszentrum), Softwarecenter 3/Frankfurter Str., 35037 Marburg aus ihrem neuen Roman "Daheim", S. Fischer Verlag.

Eintritt: nur an der Abendkasse 8,- € und 4,- € ermäßigt

Veranstalter: Kulturelle Aktion Marburg - Strömungen e.V. und Marburger Literaturforum e.V. und mit freundlicher Unterstützung von "Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V."

Zum Inhalt:
Judith Hermann erzählt in ihrem neuen Roman "Daheim" von einem Aufbruch: Eine alte Welt geht verloren und eine neue entsteht.
Sie hat ihr früheres Leben hinter sich gelassen, ist ans Meer gezogen, in ein Haus für sich. Ihrem Exmann schreibt sie kleine Briefe, in denen sie erzählt, wie es ihr geht, in diesem neuen Leben im Norden. Sie schließt vorsichtige Freundschaften, versucht eine Affaire, fragt sich, ob sie heimisch werden könnte oder ob sie weiterziehen soll. Judith Hermann erzählt von einer Frau, die vieles hinter sich lässt, Widerstandskraft entwickelt und in der intensiven Landschaft an der Küste eine andere wird. Sie erzählt von der Erinnerung. Und von der Geschichte des Augenblicks, in dem das Leben sich teilt, eine alte Welt verlorengeht und eine neue entsteht.

Die Autorin:
Judith Hermann wurde 1970 in Berlin geboren. Ihrem Debüt »Sommerhaus, später« (1998) wurde eine außerordentliche Resonanz zuteil. 2003 folgte der Erzählungsband »Nichts als Gespenster«. Einzelne dieser Geschichten wurden 2007 für das Kino verfilmt. 2009 erschien »Alice«, fünf Erzählungen, die international gefeiert wurden. 2014 veröffentlichte Judith Hermann ihren ersten Roman, »Aller Liebe Anfang«. 2016 folgten die Erzählungen »Lettipark«, die mit dem dänischen Blixen-Preis für Kurzgeschichten ausgezeichnet wurden. Für ihr Werk wurde Judith Hermann mit zahlreichen Preisen geehrt, darunter dem Kleist-Preis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Die Autorin lebt und schreibt in Berlin. Im Frühjahr 2021 erschien der Roman »Daheim«, der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde.

​Paul-Henri Campbell zieht in die Autorenresidenz ein


Paul-Henri Campbell

Am Nachmittag des 15. März bezog der junge Lyriker und Essayist Paul-Henri Campbell die Künstlerwohnung im Otto-Ubbelohde-Haus.

Der Regen sorgte dafür, sodass der Empfang nicht wie bisher am Steintisch auf der Wiese stattfinden konnte. Mitglieder des Literaturvereins und der Ubbelohde-Stiftung begrüßten Campbell und seine Freundin, die Künstlerin Tamara Stajner daher im Atelier des Ubbelohde-Hauses.

Dies war auch eine schöne Gelegenheit, den Autor gleich zu Beginn seines Aufenthalts in Goßfelden mit der Geschichte des Hauses vertraut zu machen. Ludwig Rinn, Vorsitzender der Ubbelohde-Stiftung und Vereinsmitglied, erläuterte die Besonderheiten des Hauses und des Museums.

Nach den Begrüßungsansprachen der Vereinsvorsitzenden Dr. Erika Schellenberger und des Fachdienstleiters Kultur und Sport des Landkreises Marburg-Biedenkopf Dr. Markus Morr gab Paul-Henri Campbell den Gästen schon einen kleinen Einblick in seine literarische Arbeit. Er las einige Gedichte aus seinen Lyrikbänden „nach den narkosen“ und aus dem aktuell im Verlag Wunderhorn erschienen Sammlung „innere organe“.

Während der anschließenden geselligen Runde bei Kuchen, Schnittchen und Getränken kam es zu einem interessanten und lebhaften Gedankenaustausch. Campbell, der sich literarisch auch mit der Lahn und der sie umgebenden Landschaft auseinandersetzt, kennt diesen Teil des Flusses, in dem er jetzt drei Monate in unmittelbarer Nachbarschaft leben wird, noch nicht. Er ist gespannt auf die Interviews, die er hier mit den Menschen in Goßfelden und Umgebung führen will und ihn interessiert besonders, was der 24. Februar 2022, der Kriegsausbruch in der Ukraine, mit den Menschen hier gemacht hat.

Wir freuen uns über das große Interesse des Autors am Ubbelohde-Haus und der oberhessischen Flusslandschaft der Lahn.

Film: Abschlusslesung mit Olga Martynova


Kompass Joseph Beuys. Werke aus der Sammlung Ludwig Rinn


Seit 1966 sammelt Ludwig Rinn - Beisitzer im Vorstand von Zwei Raben - Zeichnungen, Skulpturen, Bilder, Kunstwerke von Joseph Beuys. Eine Auswahl der Sammlung des bedeutenden Künstler ist zur Zeit im Universitätsmuseum zu sehen. Ludwig Rinn gewährte dem Vorstand eine exklusive Führung mit Erläuterungen zum Werk und auch zum Leben Joseph Beuys, den er gut kannte und mehrmals traf. Eine sehr lohnenswerte Ausstellung, die Einblicke in frühe und nicht so bekannte Werke des Künstlers gibt.

​Die Wolken in Oberhessen


Mit einem neuen Text verabschiedet sich Olga Martynova aus der Autorenresidenz Goßfelden

Schon Otto Ubbelohde war fasziniert von der Natur und schönen Landschaft im Lahntal und ließ sich von ihr inspirieren. Dies ging der fünften Stipendiatin Olga Martynova des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen nicht anders. Am frühen Abend eines nebeligen Dezembertages stellte sie den Text vor, der während ihres dreimonatigen Aufenthaltes im Ubbelohde-Haus entstanden ist. Darin begibt sie sich auf lange Spaziergänge durch den Garten und die Landschaft, welche sie sogar an ihre russische Heimat erinnere. Beim eher zufälligen Blick gen Himmel, fragte sie sich, ob Ubbelohde vor hundert Jahren die gleichen Wolken sah. Wohlwissend, dass dies natürlich nicht möglich sei, wie sie weiter aus ihrem Text liest, aber es war wohl ein besonderer Moment für die Schriftstellerin. Ein Moment, um sich mit Wandel von Formen zu beschäftigen und sich in jene Zeit hineinzuversetzen, in der der Maler lebte, das zu sehen, was er möglichweise sah, nur in einer anderen Zeit. Ubbelohde sehnte sich nach einem Leben in Einklang mit der Natur. Noch nie habe sie einen Uhu oder so viele verschiedene Fische und einmal ganz kurz einen Wolf beobachten können. „Für einen Menschen, wie mich aus der Stadt, ist das eine Sensation.“ Aber ihre Gedanken führen sie auch weiter hinaus ins Philosophische. Bei einem zwischenzeitlichen Besuch in Frankfurt, erzählte sie einem Freund, dass sie gerade in Goßfelden im Ubbelohde-Haus arbeite und lebe. Begeistert verrät er ihr, dass Martin Heidegger ein offenbar von Ubbelohde entworfenen Kleidungsstil (Janker und Kniebundhose) schätzte. (…) Persönlich begegnen konnten sich die beiden nicht mehr. Als Heidegger 1923 nach Marburg kam, wo er sein berühmtes Werk „Sein und Zeit“ schrieb, war Ubbelohde bereits tot. „Von Goßfelden aus auf den Spuren Ubbelohdes, bis hin zu philosophiegeschichtlichen Gedanken, verbunden mit dem, an einem kalten Dezembernachmittag naheliegenden Gedanken, in der Kaffeestraße doch mal ein Café aufzumachen“, fasste die Vorsitzende Erika Schellenberger die Lesung zusammen.

Sie freue sich, betonte Martynova, dass ihr Text, der in der Zeit im Ubbelohde-Haus entstanden ist, in dem zweiten Band der Rabenbetrachtungen erscheinen soll. Mit den Rabenbetrachtungen stellt der Verein „Zwei Raben“ starke Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur vor, die als Stipendiaten im ländlichen Raum „Writing in Nature“ erlebten. Marion Poschmann, Christoph Peters und Marcus Braun gingen im Ubbelohde Künstlerhaus in Goßfelden der Verbindung von Natur und Kunst nach. Das poetische Nachwort schrieb Thomas Hettche, das Vorwort Erika Schellenberger.

Herzensprojekte waren aber auch die Schreib-Workshops mit den Schülerinnen und Schülern der Lahntalschulschule in Biedenkopf zum Kreative Essay Writing und der Otto-Ubbelohde-Schule in Goßfelden. Freudig öffnete Martynova den Umschlag mit Gedichten und Prosa aus dem Kinderprojekt „Rabenbunt“: „Auch die kleinen Kinder waren unglaublich kreativ und begeisterungsfähig für das Schreiben.“ Wer weiß: Vielleicht ist ja schon eine zukünftige Stipendiatin oder ein Stipendiat unter ihnen.

Literaturhaus unterwegs...: Wolfgang Büscher liest aus "Die Heimkehr"


Wolfgang Büscher las im Rahmen von Literaturhaus unterwegs... aus seinem Roman in "Die Heimkehr" in der Alten Kirche in Bürgeln. Und es war eine Heimkehr in mehrfacher Hinsicht. Büscher studierte in Marburg und habe noch Freunde in Bürgeln, die er regelmäßig besuche, wie er vor der Lesung erzählte. Insofern war die Alte Kirche kein unbekannter Ort für ihn. Sie erstrahlte nach der Renovierung im neuen Glanz. Ein ganz besonderer Ort für Veranstaltungen jeder Art.

Ein Junge steht am Fenster seines Elternhauses, Abend für Abend, und schaut der Sonne zu, wie sie hinter den Hügelketten im Westen verschwindet. Die Wälder durchstreift er mit Freunden. Sie bauen Hütten, die der Förster zerstört. Es sind die frühen sechziger Jahre. Jahrzehnte darauf macht Wolfgang Büscher den Traum seiner Kindheit wahr. Er zieht in den Wald und erlebt dort Frühjahr, Sommer, Herbst. Erinnert sich an alte Freunde, Schulkameraden und wie unbeschwert sie damals sein konnten. Unbeschwert zwar, aber dennoch vom Alltag geprägt, der auch auch Entbehrungen mit sich brachte. Die Mutter war alleinerziehend, jedoch mit unerschütterliche Kraft alles für ihre einziges Kind zu tun, um ihm ein gutes leben zu ermöglichen. Büscher ist viel gereist und hat mit seinen Reisereportagen und Reisebüchern Preise gewonnen, doch erst die Zeit im Wald, allein, hat ihn zu sich selbst finden lassen.

Ein Buch aus einer Welt fern vom Getöse und Gelärm unserer Zeit. Erkundung des eigenen Landes, Sturm der Erinnerung und Éducation sentimentale zugleich – literarisch, hellsichtig, überwältigend.



Literaturhaus unterwegs – Esther Kinsky liest im Schenkschen Gutshof in Fronhausen


Mit einer Lesung der Autorin Esther Kinsky eröffnete der Verein „Zwei Raben“ die Veranstaltungsreihe „Literaturhaus unterwegs“.

Trotz der unbeständigen, kühlen Witterung fanden sich am 29. September mehr als vierzig Besucher auf dem Gutshof der Familie Schenk zu Schweinsberg ein. Vor der Lesung konnte man mit dem Hausherrn an einer Gartenführung „Auf Rilkes Spuren“ teilnehmen und anschließend Apfelwein und Zwiebelkuchen genießen.

Esther Kinsky las in einem Zelt auf der Wiese im Gutspark aus ihrem Gedichtband „Schiefern“, wo sie sich diesem vielgestaltigen Gestein und den Slate Islands vor der Westküste Schottlands widmet.

Abgerundet wurde die Lesung durch ein Autorengespräch mit Dr. Gabriela Ociepa-Joachimsthaler, der Schatzmeisterin des Vereins. In dem Gespräch erhielten die Gäste einen interessanten Einblick in die Vielseitigkeit der Autorin, die nicht nur als Lyrikerin, sondern auch als Romanautorin und Übersetzerin bekannt ist.

Wir freuen uns über die gelungene Auftaktveranstaltung von „Literaturhaus unterwegs“ und danken den Gastgebern für ihre Unterstützung.

​Auf dem Otto-Ubbelohde-Rundweg durch Goßfelden


Olga Martynova in Goßfelden

Auch die derzeitige Stipendiatin Olga Martynova ist gerne der Einladung von Karl Heinz Görmar gefolgt, ihm auf dem Otto-Ubbelohde-Rundweg, verbunden mit einer Ortsansicht von Goßfelden, zu folgen. Da dieser Rundweg insbesondere auf Motive hinweist, die der Künstler im Bild festgehalten hat und die noch heute wiedererkannt werden, wurden diese Gebäude und Dorfansichten zwischen dem Dorfweg Floß und der Lahnbrücke vorgestellt.

Der Roßweg ist einer der Straßen in Goßfelden, in der mehrere alte Fachwerkhäuser stehen, daher wurde dieser bergan bis zum Ende begangen. Hier, wo der Alte Rain steil bergab auf den Weg nach Michelbach führt und man bis zum Wollenberg blicken kann, hat Otto Ubbelohde eine Märchenillustration zu „Spindel, Weberschiffchen und Nadel“ angesiedelt. Auch wurde die Kirche besichtigt, wo wegen des Erntedankfestes der Altar mit Früchten, Getreide und Brot geschmückt war und eine Erntekrone von der Decke hing..

Den Blick über den Kirchplatz auf das Dorf hat schon Ludwig Emil Grimm, der Maler und jüngste Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm, in einem Bild festgehalten, das er im August 1829 anlässlich des Besuchs bei Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang gefertigt hat. Diesen Ausblick über das alte Dorf bis hin zum Wollenberg und Burgwald – und zum hinter Bäumen versteckten Otto Ubbelohde-Haus - hat auch Frau Martynova sehr gefallen.

Im Rathausweg steht nicht nur der 1601 erbaute (und mit einem Fachwerkwohnhausüberbaute) ehemalige Kerker desalten Deutschordensgebäudes, hier steht gegenüber eine alte Stellmacherei, die 1895 erbaut wurde. Auf diese ist Otto Ubbelohde in zwei Zeichnungen eingegangen. Zum Einen auf den Spruch in einem Gefach des Fachwerks unter dem Dachüberstand und zum Anderen kann man durchaus eine Ähnlichkeit mit einer der zu dem Märchen „Herr Korbes“ gefertigten Illustration entdecken, der Ubbelohde noch die Kapelle St. Michael („Michelchen“) in Marburg beigefügt hat.

Der Rundweg führt auch über die alte Lahnbrücke. Diese 1802 erbaute Sandsteinbrücke wurde wegen des Treibeises im Frühjahr durch einen Eisbrecher geschützt. Als um 1906 der Stamm auf dem Eisbrecher, den man auf dem Gemälde Ubbelohdes auf der Tafel an der alten Brücke sieht, morsch war, hatte der Gemeinderat von Goßfelden beschlossen, diesen durch eine Eisenbahnschiene zu ersetzen. Das hat Otto Ubbelohde, der diese Vorrichtung mit den Augen eines Künstlers sah, nun aber gar nicht gefallen. Er gab seiner Wut darüber in der Zeichnung eines Grabsteins zu der Kinderlegende „Gottes Speise“ in der Form Ausdruck, dass er unten in den Grabstein den folgenden – mit einer Lupe lesbaren - Satz geschrieben hat: Ach wenn ich doch nur einmal der Kaiser Tiberius wäre, so schmisse ich noch heute Abend die hochedlen Herren Gemeinderäte von Goßfelden ins tiefste Wasser. Ein paar Jahre später gehörte Ubbelohde selbst dem Gemeinderat an.

Über die alte Brücke – von der man auch heute noch die Reste der Stützen des Eisbrechers erkennen kann – und die neue Brücke kommt man in die Kaffeestraße, der Verbindungsstraße nach Sarnau, und damit wieder zurück zum Ubbelohde-Haus.

Bürgermeister von Lahntal begrüßt Olga Martynova


Der Bürgermeister der Gemeinde Lahntal Manfred Apell ließ es sich nicht nehmen, die neue Stipendiatin Olga Martynova in einer kleinen Runde auf der Wiese am Ubbelohdehaus persönlich zu begrüßen.

Bei dieser Gelegenheit lernte die Autorin auch Frau Hees, die Leiterin der Grundschule von Goßfelden, kennen. Beide planen mit Schülerinnen und Schülern der 4. Klasse ein interessantes Projekt, bei dem es um Raben gehen soll. Wir freuen uns auf die Präsentation der Ergebnisse.

​Sind Engel im Spiel?


Sommer, Sonne und das Rauschen der Pappeln. Wenn der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen im September zur traditionellen Garten-Lesung einlädt, dann herrscht Bilderbuchwetter. Wie auch am letzten Samstag als die fünfte Stipendiatin Olga Martynova Einzug ins Otto Ubbelohde-Haus hielt und unter anderem aus ihrem Roman „Der Engelherd“ las. Thomas Hettche führte die Autorin ein und moderierte im Anschluss das Gespräch. So fragte er Olga Martynova sogleich amüsiert, was sie denn in den drei Monaten vorhabe? Die vorherigen Stipendiat:innen „(Sie) sammeln seltene Pilze am Feldrand, baden Ende September noch in der Lahn, zeichnen abendlang japanische Teeschalen und arbeiten sehr zurückgezogen an ihren persönlichen Literaturprojekten.“, zitierte Hettche aus dem schönen Band Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus.“, herausgegeben von Erika Schellenberger und Gabriela Ociepa, gerade erschienen im Heidelberger Verlag Wunderhorn. Das warme Lachen Martynovas schallt durch den Garten. Sie habe sich noch keine Gedanken gemacht. Aber ausgiebig spazieren gehen, die Umgebung erkunden, die sie nach allem, was sie bisher gesehen habe, sehr an ihre Russische Heimat erinnere, ja, das könne sie sich gut vorstellen. In „Der Engelherd“ geht es um Liebe und Schuld. Um Familie und Verantwortung und die Frage, was normal ist und was verrückt. Es geht aber auch um unsere Vergangenheit, die in die Gegenwart ragt. Was denn ein Engelherd überhaupt sei, wollte Hettche wissen. Mit leichter Lakonie erläuterte die Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin, dass es sich um eine Vorrichtung zum Fangen von Engeln handeln würde, ähnlich wie ein mittelalterlicher Vogelherd Goldammern, Dompfaffen oder Buchfinken gefangen habe. Da die Engel körperlos seien, benötigen sie nur ganz wenig Platz, da reiche eine Nadelspitze. Engel nehmen eine wichtige Rolle in ihrem Werk ein, sie stünden im Roman für das Glücksgefühl der Menschen, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein.

Geboren 1962 im heutigen St. Petersburg kam Martynova 1990 nach Deutschland und blieb nach einer Reise mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Oleg Jurjew, der ebenfalls Schriftsteller war, einfach da. Im damaligen Leningrad gab es eine bunte Künstlerszene, aber lange durfte niemand von ihnen veröffentlichen oder ausstellen, geschweige denn reisen. Martynova schreibt Lyrik, Prosa und hochgelobte Essays, die literarische Grenzgänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit und zwischen Ost und West sind. Alle drei Genres schreibe sie gleichermaßen gerne und empfinde dabei keinen Unterschied, genau so wenig ob sie Russisch oder Deutsch spricht, betonte sie zum Abschluss.

Musikalisch wurde Nachmittag mit dem Tim Riemenscheider Jazz- Trio abgerundet.

Lesung mit Christoph Peters am 30. August um 19 Uhr im TTZ Marburg


Montag, 30.08.21 um 19 Uhr im TTZ (Technologie- und Tagungszentrum)
Softwarecenter 3 / Frankfurter Str., 35037 Marburg
Eintritt: frei

Die Geschichte eines jungen Mannes, der in einem Dorf am Niederrhein aufwächst, wo in den 70iger Jahren in Kalkar ein neuartiges Atomkraftwerk, „der Schnelle Brüter“, errichtet werden soll. Ein Dorf wird gespalten und ein katholisches bäuerliches Millieu konfrontiert mit einer zunehmend industriellen Landwirtschaft, einer Anti-AKW-Bewegung und linken Gegenkultur.
Der mehrfach ausgezeichnete Autor vieler Romane und Erzählbände lebt heute in Berlin, wurde aber zufällig 1966 in Kalkar geboren und wird uns über die inneren Zerreißproben der Hauptfigur im Dorfroman erzählen...

Veranstalter: Kulturelle Aktion Marburg - Strömungen e.V., Zwei Raben: Literatur in Oberhessen e.V. und Marburger Literaturforum e.V.

Literarischer Spaziergang mit Sandra Burkhardt


Der Aufenthalt von Sandra Burkhardt in der Autorenresidenz des Otto-Ubbelohde-Hauses ist beendet, sie reiste am 16. Juni wieder in Goßfelden ab.

Da Frau Burkhardt sich sehr für Rainer Maria Rilke interessiert, hatte Erika Schellenberger für Montag, den14. Juni zum Abschied im kleinen Kreis einen literarischen Spaziergang auf Rilkes Spuren in Marburg vorbereitet:

„Marburg …: schön und sorgfältig verteilt an seiner sommerlichen Anhöhe, …“

(R.M. Rilke an Gräfin Maron zu Solms am 28.07.1909)

Auf dem Weg von der Elisabethkirche zum Marburger Töpferhaus las Sandra Burkhardt ihr Gedicht „Ich liege wo im Kraut“.

Der Spaziergang mit Erläuterungen zu Rilkes Besuchen in Marburg und Gesprächen über Lyrik endete auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.

Neue Reihe: Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus


Sie sammeln seltene Pilze am Feldrand, baden Ende September noch in der Lahn, zeichnen abendlang japanische Teeschalen und arbeiten sehr zurückgezogen an ihren persönlichen Literaturprojekten. Die für jeweils drei Monate in das "Literaturhaus unterwegs: Autorenresidenz im Otto Ubbelohde-Haus" eingeladenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller lassen dem Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen immer noch etwas Besonderes da, bevor sie wieder in die Metropole Berlin oder Frankfurt zurückkehren: Einen neuen Text, der durch den Aufenthalt am Künstlerort mit seinem unvergleichlichen Ausblick auf Kuhwiesen, Pappeln und Weiden angeregt wurde und sich literarisch mit dem Werk des Malers Otto Ubbelohde, dem Atelierhaus und seiner Landschaft befasst. Eine schöne Abmachung mit den Autorinnen und Autoren.

Erika Schellenberger, Gabriela Ociepa (Hg): Rabenbetrachtungen - Notizen aus dem Ubbelohde-Haus. Mit Beiträgen von Marion Poschmann, Christoph Peters, Marcus Braun und einem Nachwort von Thomas Hettche. Verlag Wunderhorn, Heidelberg, 48 Seiten, Klappenbrochur, EUR 18,00 (D), 18,50 (A)

​Literarische Landpartie nach Goßfelden:


„Da oben im Geäst, da wohnt der Reim“ (Burkhardt)

Ein buchstäblich malerischer Ort, der Garten des Ubbelohde-Hauses in Goßfelden. Bot er doch schon häufiger den Rahmen literarischer Auseinandersetzungen mit dem Werk des Malers Otto Ubbelohde, so setzte die Lyrikerin Sandra Burkhardt einen neuen Höhepunkt.

Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen lud im Rahmen des von hr2 initiierten hessenweiten Aktionstages „Ein Tag für die Literatur und die Musik“ ein und über 80 erwartungsfrohe Gäste kamen (trotz strengster Corona Regeln), um bei schönstem Sommerwetter ihren Texten zu lauschen. Die Erste Vorsitzende Dr. Erika Schellenberger-Diederich stellte die aktuelle Stipendiatin des Vereins vor und betonte, wie beeindruckt die Jury von den eingereichten Proben Burkhardts war, weil sich die Autorin mutig vom modernen Paradigma der Verdichtung und Verknappung abwende und ihr Sprachgefühl in weit schwingenden, poetischen Bögen zeige. Weite Bögen schlägt Burkhardt auch bei ihren Spaziergängen um Goßfelden. Sie wolle nur kurz vor die Tür erzählte sie, um endlich nach zwei, drei Stunden wieder da zu sein. Das sei ein bisschen wie rauslaufen aus der Welt, zumindest für einen kleinen Moment.

Zunächst entführte Burkhardt ihre Leser literarisch in die Ferne. Aus ihrer Zeit in Rom hat sie das Gedicht „Walle, walle“ über den berühmten Trevi-Brunnen mitgebracht, das sie mit fester Stimme lautmalerisch vortrug.

Schellenberger-Diederich hob die Affinität der Autorin zur Stofflichkeit hervor. So wundert es nicht, dass sich Burkhardt als Motiv für ihre Annäherung an Ubbelohde, Wandteppiche und bestickte Tücher aussuchte, die von Hanna Ubbelohde, der Ehefrau des Malers, erdacht und gewebt wurden. Den in diesem Frühjahr entstandenen Text über die „Sieben Raben“, trug die Autorin erstmalig und sehr eindrücklich vor, während Ludwig Rinn das Motiv in den Bildteppichen zeigte, womit das Publikum in den Genuss von Bild und Text kam.

Die aus Lahntal stammende Bang-Haus Swing Combo umrahmte musikalisch mit bekannten Melodien aus der Welt des Jazz und Blues. Mit Führungen durch den Garten und Kaffee und Kuchen von den Gartenfeen wurde der Nachmittag abgerundet.

Um 19 Uhr las Marion Poschmann, erste Stipendiatin des Vereins Zwei Raben: Literatur in Oberhessen im Literarischen Zentrum in Gießen aus ihrem Text, der während des Aufenthaltes im Ubbelohde-Haus entstanden ist. Die Lesung fand online statt. Dr. Erika Schellenberger-Diederich und Sandra Burkhardt sprachen ein kurzes Grußwort.

Der Film zur literarische Soirée mit Marcus Braun und Thomas Hettche


Am 19. September sprachen Marcus Braun und Thomas Hettche über Literatur, das Schreiben und über das Leben eines Schriftstellers. Der Film gibt einen Einblick über einen wunderbaren Nachmittag mit Literatur, Musik und Gesprächen danach.

Filmische Impressionen:

Literarische Soirée mit Marcus Braun im Garten des Ubbelohde-Hauses - YouTube

​Unterwegs auf dem Ubbelohde-Rundweg in Goßfelden


Wenn man im Rahmen eines Autorenstipendiums im versteckt gelegenen Otto Ubbelohde-Haus von Goßfelden wohnt, dann ist das Interesse an dem Ort und der Umgebung, in der der Künstler von 1900 bis 1922 wohnte, natürlich groß.

Und so liegt es nahe, dass die derzeitige Stipendiatin Sandra Burkhardt der Einladung von Karl Heinz Görmar, sie auf dem von ihm konzipierten Rundweg auf Otto Ubbelohdes Spuren durch den Ort zu führen, gerne gefolgt ist. Dieser Rundweg weist insbesondere auf Motive hin, die der Künstler im Bild festgehalten hat und noch heute wiedererkannt werden.

Zum Beginn der Führung wird das Ubbelohde-Haus mit seinem ursprünglichen Ateliergebäude - das in 1900 gebaut wurde und seit 1999 als Museum zugänglich ist - und den beiden Anbauten, in denen sich die Wohnung von Hanna und Otto Ubbelohde befand, vorgestellt. Die Eheleute waren beide künstlerisch tätig. Während Otto Ubbelohde Entwürfe u.a. für Wandteppiche und Kunststickerei machte, stickte Hanna diese Bilder. Hinzuweisen ist hier auf die Ausstellung moderner Kunststickerei in Darmstadt in 1900, wo sie ornamentale Pflanzenstickereien ausstellten und - im gleichen Jahr - die Weltausstellung in Paris, bei der ein Wandschirm ausgestellt wurde. Diese gemeinsamen Werke enthielten das Monogramm HOU (Hanna, Otto Ubbelohde). Spätere Arbeiten Hannas erfolgten nur für den persönlichen Gebrauch.

Das Monogramm HOU findet sich auch in dem Eisengeländer auf der Treppe, die zum Hauseingang führt. Über diese Treppe erreicht man auch die Stipendiatenwohnung.

Nachdem die Gärten Ubbelohdes vorgestellt sind, führt der Rundgang weiter nach Goßfelden und den ein wenig verborgenen Dorfweg „Floß“, in dem zwei Gemälde des Künstlers angesiedelt und die ersten alten Dorfnamen an den Häusern zu sehen sind. Diese Dorfnamen sind heute noch gebräuchlich.

Nun kommt man zum Roßweg, an dem auf eine Zeichnung Ubbelohdes vom gegenüberliegenden Gebäude hingewiesen wird und erreicht dann den Friedhof mit dem Grab der Eheleute Ubbelohde.

Die Grabplatte wurde nach dem Entwurf des Medailleurs Theodor von Gosen, einem Freund Ubbelohdes aus der Münchner Zeit, gleich nach Ubbelohdes Tod gefertigt und enthielt auch den Namen und das Geburtsdatum von Hanna.

Nach deren Tod in 1948 wurde das Sterbedatum offensichtlich auf die Platte geklebt. Dies hielt bis in die 1980er Jahre und dann fielen die Ziffern und Buchstaben ab. Es ist zu wünschen, dass diese wieder neu angebracht werden.

Die nächste Station ist der Kirchberg mit der 1749 erbauten Kirche, in der sich ein großes Gemälde von Franz Frank befindet, der von 1932 bis 1954 mit seiner Familie im Ubbelohde-Haus wohnte. Auch steht hier das Johann-Heinrich-Christian-Bang-Haus, das kirchliche Gemeindehaus, das seit 1997 an den bekanntesten Goßfeldener Pfarrer erinnert, der ein Freund von Friedrich Carl von Savigny und den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm war, dem sog. Marburger Romantikerkreis (1802 – 1806) angehörte und hier ein Jungeninternat betrieb.

Vom Kirchplatz hat man einen schönen Blick über das Dorf, das Lahntal, zum Wollenberg und zum Burgwald. Ubbelohde hat diesen Blick in einem Gemälde festgehalten.

Dass Goßfelden auch an zwei „Bergen“ liegt, erfährt man spätestens nun, wenn es treppab dorthin geht, wo früher ein reges Treiben herrschte. Hier war nämlich eines der beiden Backhäuser und die Wasserpumpe für diesen Teil des Dorfes. Anhand eines Ubbelohde-Bildes wird die hier getragene Marburger evangelische Tracht vorgestellt und an die Zeit erinnert, in der hier Brot und (Zwetschen!!-)Kuchen gebacken wurden und die Bevölkerung mit zwei am Joch hängenden Eimern das Wasser für die Familien holen musste.

Durch den Rathausweg, in dem auf eine Zeichnung Ubbelohdes mit Bildunterschrift hingewiesen wird, erreicht man die Marburger Straße und die alte Lahnbrücke, die eines der Lieblingsmotive Ubbelohdes war.

Das wohl bekannteste Bild Ubbelohdes von der Lahnbrücke ist das Gemälde „Eisbrecher“, dieses stellt den zum Schutz der Sandsteinbrücke vor dem Treibeis im Frühjahr errichteten hölzernen Eisbrecher mit der Brücke dar, außerdem hat Ubbelohde eine Märchenillustration zu „Der singende Knochen“ hier angesiedelt.

Bei der nahe der Lahnbrücke stehenden alten Gerichtslinde und dem aus zwei Steinbänken und einem Steintisch gebildeten Lindenstein wird auf die Vergangenheit Goßfeldens als Deutschordensdorf hingewiesen. Hierher kam der Vogt der Ballei Marburg dreimal jährlich um hier zu Gericht zu sitzen.

Wenn die Lahn auf der alten Brücke überschritten ist, erreicht man eine doppelseitige Tafel, auf der auf der einen Seite Werke Ubbelohdes zu dem früheren Gasthof Scheel und auf der anderen Seite an den Maler Franz Frank mit einem Gemälde der Brücke erinnert wird.

Über die neue Lahnbrücke erreichen wir die Kaffeestraße und sind damit fast am Ende des Rundwegs angekommen, der eigentlich nicht nur ein Weg auf Ubbelohdes Spuren ist, sondern auch ein Weg durch die örtliche Geschichte und das Dorfleben „in alter Zeit“.

Wir können hier noch sehen, dass Goßfelden durchaus ein landwirtschaftlich geprägter Ort war und auch noch ist. Wenn sich auch – wie wir hier sehen – die Tierhaltung geändert hat. Ein Schottisches Hochlandrind zeigt ganz stolz ihren kürzlich geborenen Nachwuchs.

Der Weg führt über die Lahn zurück zum Otto Ubbelohde-Haus.

Ob der Rundgang einen Einfluss auf ein Gedicht von Sandra Burkhardt haben wird? Lassen wir uns überraschen.

Text und Bilder (Bildergalerie unten) von Karl Heinz Görmar

Auszeichnung für Sandra Burkhardt


Sandra Burkhardt ist mit dem Literaturstipendium 2021 der Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an unsere Stipendiatin.

Informationen zur Auszeichnung: Home - Kunststiftung BW

​Sandra Burkhardt ist in die Künstlerwohnung eingezogen


Eigentlich war der Empfang von Sandra Burkhardt, der vierten Stipendiatin des Vereins Zwei Raben, am 15.03. 2021 anders geplant: Die wegen der Coronabeschränkungen ausgefallene Abschiedslesung von Marcus Braun im Dezember 2020 sollte an diesem Tag nachgeholt werden und gleichzeitig die Stabübergabe an seine Nachfolgerin sein. Aber die Pandemie durchkreuzt leider noch immer die Planungen.

So haben wir Frau Burkhardt nur im kleinen Kreis begrüßt, am Bahnhof von Goßfelden wurde sie am Nachmittag von Frau Dr. Schellenberger und Karl Heinz Görmar abgeholt. Das Wetter hat mitgespielt, und die Schriftstellerin hatte Gelegenheit, auf der Wiese vor dem Otto-Ubbelohde-Haus mit Blick auf die vielen blühenden Schneeglöckchen und Krokusse einige Vereinsmitglieder bei einem Picknick auf Abstand kennenzulernen.

Sandra Burkhardt zeigte sich von der Künstlerwohnung sehr angetan: „Wow!“, sagte sie spontan. Sie freue sich auf ihre drei Monate in Goßfelden.

Alle Fotos (c) Karl Heinz Görmer

​Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt in 2021 Autorenstipendien an Olga Martynova und Sandra Burkhardt


„Wir sehen die Gegenwart gar nicht. Noch nicht.“ (Olga Martynova)

Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt in Kooperation mit der Ubbelohde-Stiftung in 2021 erneut zwei Aufenthaltsstipendien, diesmal an die Schriftstellerinnen Sandra Burkhardt (März-Juni) und Olga Martynova (September-Dezember). Die Autorinnen können sich auf jeweils drei Monate Leben und Arbeiten im Ubbelohde-Haus in Goßfelden bei Marburg freuen. Sie erhalten in der Zeit ein monatliches Salär von 2.500 €.

„Wir haben wieder knapp 80 Bewerbungen für das Autorenstipendium erhalten. Es waren Texte von hoher literarischer Qualität darunter, insofern fiel die Auswahl schwer. Aber ich freue mich, dass wir uns für eine so renommierte Autorin wie Olga Martynova und einen neu aufgehenden Stern am Lyrikhimmel, nämlich Sandra Burkhardt, entschieden haben und diese beiden Stipendien vergeben dürfen.“, sagte die Vorsitzende des Vereins Zwei Raben, Dr. Erika Schellenberger, nach der Entscheidung der Jury. Der Jury gehörten in diesem Jahr Ludwig Rinn, Dr. Erika Schellenberger, Dr. Gabriela Ociepa, Silke Scheuermann, Dr. Thomas Hettche und Prof. Dr. Klaus Reichert an:

In der Begründung der Jury heißt es:

Der auf Russisch wie auf Deutsch schreibenden Olga Martynova geht es um eine Durchdringung unserer komplexen Wirklichkeit aus der Kenntnis literarischer Traditionen heraus, die sie in ihrer Jugend in Petersburg erworben hat. Ihre Gedichte und Romane („Der Engelherd“, 2016) sind Versuchsanordnungen, die auf der Eigengesetzlichkeit eines poetischen Weltzugangs bestehen. Ihre Essays, die u.a. in FAZ, NZZ und DIE ZEIT erscheinen - zuletzt gesammelt: „Über die Dummheit der Stunde“ (2018) - sind so brillante wie streitbare Kommentare zur Gegenwart. Das neue Romanprojekt der Bachmann-Preisträgerin hat die Jury auf Anhieb überzeugt.

Sandra Burkhardt, geboren 1992, beeindruckte die Jury mit Gedichten zu Natur und Selbstfindung, die zeitgenössisch-drängende Themen und Fragestellungen behandelten und gleichzeitig von formaler Sicherheit zeugten. Insbesondere in ihrem Anspielen auf die Traditionen der Hymne wendet sich die Autorin mutig vom modernen Paradigma der poetischen Verdichtung und Verknappung ab und zeigt ihr Sprachgefühl in weit schwingenden, poetischen Bögen. Mit dem Stipendium für 2021 unterstützt der Verein Zwei Raben die junge Autorin, deren Debüt „wer A sagt“, 2018 im Verlag Gutleut in Frankfurt erschien, bei der Fertigstellung ihres zweiten Gedichtbandes.

Marcus Braun im Ubbelohde-Haus


Seit knapp zwei Monaten wohnt Marcus Braun im Ubbelohde-Haus. Er genieße die Ruhe und arbeitete an seinem neuen Text, bestätigte er dankbar und froh Dr. Erika Schellenberger-Diederich, die das tolle Herbstwetter nutzte und kurzerhand zum Spaziergang vorbeigekommen ist. Ein bisschen Abwechslung kommt natürlich auch sehr gelegen.


Der Sound der Natur an einem Nachmittag


„Auf der Berlinale wird für die Stars der rote Teppich ausgerollt, bei uns in Goßfelden sitzen sie am roten Tischtuch.“, begrüßte die Vorsitzende des Literaturvereins „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ Dr. Erika Schellenberger-Diederich gemeinsam mit Ludwig Rinn am Samstagnachmittag die beiden Autoren Marcus Braun und Thomas Hettche und rund 90 Gäste der literarischen Soirée im Bienengarten des Ubbelohde Hauses. Braun, dritter Stipendiat des Literaturvereins, las aus seinen Büchern „Der letzte Buddha“, ein furioser Roman über zwei Erleuchtete: einen echten und einen falschen und aus einem frühen Werk „Die Hochzeitsvorbereitungen“ über den jungen Zivildienstleistenden Leon, einen frühvollendeten Meister in der Kunst zielstrebiger Orientierungslosigkeit.

Vorgestellt wurde er von Thomas Hettche, der aus einigen Presseartikeln zitierte, die voll des Lobes waren und letztlich auch neugierig machten auf den Autor, der „funkelnde Meisterwerke“ schreibt. Mit ruhiger Stimme trug Braun seine Texte vor. Schnell wurde den Zuhörenden klar, was Schellenberger bei ihrer Einführung meinte, als sie sagte, dass Braun Geräusche und Klänge in Worte zu fassen vermag und somit den Sound der Natur einfängt. Man müsse nur hinhören. Besser konnte da das Rauschen der Pappeln im Wind und auch das Muhen der Kühe nicht passen, das die Lesung untermalte. Im Anschluss der Lesung entsponn sich zwischen Braun und Hettche ein launiges und kurzweiliges Gespräch unter Kollegen. Die Frage nach der Arbeitsweise, werde Autoren häufig gestellt. Er habe keine spezielle Herangehensweise oder Konzept, betonte Braun sogleich. Manchmal schreibe er vom Ende her und manchmal entwickle sich eine Figur oder ein Kapitel ganz anders als zu Beginn gedacht. Warum denn zwischen seinen einzelnen Büchern immer so viele Jahre vergehen würden, wollte Hettche wissen. Lachend gab Braun zu, schneller schreiben zu wollen, aber es käme ihm immer etwas dazwischen, wie zum Beispiel seine Musik, Indierock. Das gemeinsame Musizieren stehe im schönen Kontrast zum Schreiben, das eher alleine und in der Einsamkeit funktioniere.

Vor fünf Jahren hat Braun wieder angefangen zu malen. Gorillas sind sein immer wiederkehrendes Thema. Er schaue einen Affen an, der an der Wand hängt und er schaue zurück und was macht das mit einem, ist eine der Fragen, die ihn beschäftigen. Wie überhaupt die Natur ein wichtiger Aspekt seiner Arbeit ist und begeistert war bei seiner Ankunft als er die schöne Umgebung sah und dachte, nicht mehr nach Berlin zurück zu wollen und sich darauf freue, hier die nächsten drei Monate zu arbeiten und sich auch mit der Malerei Ubbelohdes zu beschäftigen. Ganz zum Schluss las Hettche eine kurze Passage aus seinem frisch erschienenen Roman „Herzfaden“, der zu Recht für den deutschen Buchpreis nominiert ist. Es geht um die Geschichte der Augsburger Puppenkiste und sie wird zu einer Erzählung über das Fortwirken nationalsozialistischer Vergangenheit. Nach drei Nominierungen für den Deutschen Buchpreis, müsse es dieses Jahr endlich mal klappen, ihn zu gewinnen, gab Hettche fast trotzig zu. Im Nachsatz betonte er, dass es natürlich eine große Ehre sei überhaupt nominiert zu sein und er sich freue. Das CB Jazz Trio begleitete den Nachmittag musikalisch.

Letzte Vorbereitungen für die literarische Soirée am 19. September


(c) Dr. Erika Schellenberger-Diederich

Die Vorbereitungen für die morgige literarische Soirée laufen auf Hochtouren. Damit alle Besucher geschützt sitzen können, wurden mehrere Zelte aufgebaut. Wir freuen uns auf Marcus Braun und seine Lesung aus seinen Werken. Neben dem literarischen Genuss wird die CB Jazz Trio für den musikalischen Genuss sorgen und in gewohnter Weise aufspielen. Thomas Hettche moderiert und wird uns den Autor und sein Werk vorstellen.

Stipendiat Marcus Braun wohnt nun im Ubbelohde-Haus


Am 15. September ist Schriftsteller Marcus Braun ins Ubbelohde-Haus eingezogen und wird die nächsten drei Monate dort leben und arbeiten. Wir sind sicher, dass es ihm gefallen wird in der neu renovierten Atelierwohnung mit Blick ins Lahntal und sind gespannt, welchen Zugang er zu den Werken Otto Ubbelohdes und der Natur findet und welche Nuancen er entdeckt.

Einladung zur literarischen Soirée am 19. September um 16 Uhr


Markus Braun (c) Rabea Edel

Vom Widerschein der Dinge

Einladung zur literarischen Soirée mit Marcus Braun am 19.9.2020 um 16.00 Uhr im Ubbelohde Haus in Goßfelden.

Marcus Braun liest am 19.09.2020 um 16.00 Uhr im Garten des Ubbelohde Hauses (Otto-Ubbelohde-Weg 30, 35094 Goßfelden) ausgewählte Texte aus seinen veröffentlichten Büchern.

Schriftsteller Thomas Hettche moderiert die literarische Soirée und stellt dem Publikum Markus Braun und sein Werk vor. Beim anschließenden Empfang besteht die Möglichkeit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. Musikalisch wird der Nachmittag vom CB Jazz Trio begleitet, auch steht ein Spaziergang durch die Ubbelohde Gärten mit Karl Heinz Görmar auf dem Programm.

Eintritt ist frei.

Aufgrund von Covid 19 und begrenzten Plätzen wird um schriftliche Anmeldung gebeten unter: zweiraben@literaturinoberhessen.de

Marcus Braun zieht am 15. September für drei Monate in die Autorenresidenz im Ubbelohde Haus in Goßfelden ein. Damit lebt und arbeitet nach Marion Poschmann und Christoph Peters der dritte Stipendiat des Vereins „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ in der großzügig geschnittenen Atelierwohnung mit Blick ins Lahntal.

1971 an der Mosel geboren und ist Braun zunächst mit Theaterstücken, dann aber vor allem mit Romanen bekannt geworden, unter anderem Delhi (1999), Nadiana (2000) und jüngst Der letzte Buddha (2017). Seit 2015 arbeitet er auch als Maler.

Die Jury des Autorenstipendiums ist vom halsbrecherisch virtuosen Erzählen beeindruckt. „Sichtlich vom französischen Surrealismus und den Verfahren der Moderne geprägt, stellen seine Romane unsere Wahrnehmungen ebenso wie unsere Erwartungen auf die Probe. Seine Bücher richten ihren Blick ebenso auf uns, seine Leser“, so heißt es in der Begründung für die Auswahl Marcus Brauns.

Sein erzählerisches Talent beeindruckte ebenso die Jury des Wolfgang-Koeppen-Preises der Universitäts- und Hansestadt Greifswald, für den er in 2020 ausgezeichnet wurde.

Mit Unterstützung des Landkreises Marburg-Biedenkopf, der Gemeinde Lahntal und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vergibt der Verein jährlich zwei Aufenthaltsstipendien für Schriftsteller im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohdes in Goßfelden bei Marburg. Es wird erwartet, dass die Autoren und Autorinnen während der Zeit in Goßfelden mit dem Werk Otto Ubbelohdes und der historisch-ästhetischen Situation des Atelierhauses auf dem Lande in einen künstlerischen Dialog treten.

Besuch der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn


Am Vormittag des 31.07.2020 besuchte die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn den Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ im Garten des Otto-Ubbelohde-Hauses in Goßfelden.

Neben den Vertretern des Land- und Kreistags, der Gemeinde Lahntal sowie der Oberhessischen Presse waren mehrere Vereins- und Vorstandsmitglieder zur Begrüßung von Frau Dorn nach Goßfelden gekommen.

Im Rahmen ihrer Sommerkulturreise wollte die Ministerin den Verein näher kennen lernen und überreichte bei dieser Gelegenheit symbolisch den Zuwendungsbescheid über die finanzielle Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst für die Vereinsprojekte „Autorenstipendium“ und „Literaturhaus unterwegs“ an die Vorsitzende des Vereins „Zwei Raben“ Dr. Erika Schellenberger. Die Ministerin lobte die Projekte als „vorbildhaft“. Es sei das Ziel, „Kultur im ländlichen Raum so zu verwurzeln, dass sie ein Teil davon wird und bleibt.“

Nach den Ansprachen des Landtagsabgeordneten Christian Weigel, des Vertreters des Landkreises Dr. Markus Morr, dem Bürgermeister der Gemeinde Lahntal Manfred Apell und dem Vorsitzenden der Otto-Ubbelohde-Stiftung Ludwig Rinn stand für alle Gäste ein Frühstück mit Kaffee und Kuchen sowie Erfrischungsgetränken und Obst bereit. Anschließend besichtigte Frau Dorn die Autorenwohnung im Ubbelohde-Haus.

Der Verein hat sich sehr über den gelungenen Empfang und das Interesse der Ministerin gefreut.

Begrüßung und Abschied von Christoph Peters in besonderer Zeit


Christoph Peters und Dr. Erika Schellenberger-Diederich (1. Vorsitzende)

Der Vorstand freut sich, dass trotz schwieriger Zeiten, unser zweiter Stipendiat, Christoph Peters aus Berlin, in die Atelierwohnung eingezogen ist. Er wird bis zum 15. Juni 2020 dort wohnen und arbeiten. Im kleinen Kreis wurde er vom Vorstand - mit gebotenem Abstand - herzlich begrüßt.

Drei Monate sind schnell vergangen. Die geplanten Lesungen, wie auch die Abschiedslesung konnten nicht stattfinden. Aus diesem Grund präsentierte und erklärte Christoph Peters seine private japanische Teeschalensammlung und die neuen Teeschalenzeichnungen in einem hoch spannenden Vortrag dem Vorstand. Zum Schluss las er den im Otto-Ubbelohde-Haus entstandenen wunderbaren Text zu Ubbelohdes Gemälde ‚Tote Eule‘ vor, der einen Einblick in Ubbelohdes Goßfelden gibt: Es ist Hochsommer und Kinder aus dem Dorf bringen dem Maler einen toten Vogel…

Bewerbung für das Autorenstipendium 2021


Die Bewerbungsfrist für das Autorenstipendium läuft vom 1. September bis 30. November 2020. Das Formular für Ihre Bewerbung finden Sie unter: https://literaturinoberhessen.de/stipendium/bewerb...

Marcus Braun erhält den Wolfgang-Koeppen-Preis 2020


Marcus Braun (c) Rabea Edel

Für sein literarisches Wirken erhält Marcus Braun den Wolfgang-Koeppen-Preis 2020 der Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Die Preisverleihung für den mit 5000 Euro dotierten Preis findet in 2021 statt.

"Seit seinem grandiosen Roman-Debut Delhi von 1999 nimmt der 1971 an der Mosel geborene Marcus Braun in der deutschen Literatur eine Sonderstellung ein: In ihrer Sprachbesessenheit, den kühnen Schnitten bei weitgehendem Verzicht auf die Gewissheiten traditioneller Erzählstrukturen sind seine Romane und Theaterstücke von Beginn an den experimentellen Ansätzen der klassischen Moderne verpflichtet, wie sie Wolfgang Koeppen mit seiner Trilogie des Scheiterns in die Deutsche Nachkriegsliteratur eingeführt hat. Unbeirrt von Moden und Zeitgeist, umkreist er noch einmal die großen Menschheitsthemen: schwärmerische Liebe und erotische Obsession, Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung, den Weg in die Fremde, den Tod“, so Christoph Peters in seiner Begründung. „Doch trotz aller Dunkelheit ist es ein ungeheures Vergnügen Marcus Braun zu lesen. Seine Sprache in ihrer lakonisch präzisen, dabei immer poetischen Kraft lässt uns glauben, dass die einzige Rettung aus der Absurdität der menschlichen Verhältnisse“.

Die Preisverleihung findet wegen der Corona-Pandemie erst im Juli 2021 statt. Dort wird Greifswalds Oberbürgermeister anlässlich des 115. Geburtstags Wolfgang Koeppens den Preis im Geburtshaus des Schriftstellers an Marcus Braun übergeben.

Der Wolfgang-Koeppen-Preis wird seit 1998 alle zwei Jahre von der Stadt Greifswald vergeben. Er ist mit einem Preisgeld von 5000 Euro dotiert und würdigt ein literarisches Wirken, „das in ähnlicher Weise wie das Werk Wolfgang Koeppens in seiner Zeitgenossenschaft dem unvollendeten Projekt der literarischen Moderne verbunden bleibt und in seiner sozialen Sensibilität dem Werk Koeppens vergleichbar ist." Der jeweils letzte Preisträger schlägt den neuen vor.

Autorenstipendien an Christoph Peters und Marcus Braun vergeben


Literatur und Landschaft

Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt
Autorenstipendien an Christoph Peters und Marcus Braun

Der Verein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen vergibt in Kooperation mit der Otto
Ubbelohde-Stiftung
zwei dreimonatige Stipendien an die Schriftsteller Christoph Peters und Marcus Braun. In einer großzügigen Wohnung mit Blick ins Lahntal werden in diesem Jahr Christoph Peters vom 15.3. bis 15.6. 2020 und Marcus Braun vom 15.9. bis 15.12. 2020 im Ubbelohde-Haus in Goßfelden bei Marburg leben und arbeiten. Sie erhalten in der Zeit ein monatliches Salär von 2.500 €.

Marion Poschmann (Stipendiatin 2019) folgen im Jahr 2020 somit zwei weitere Autoren, die eine hohe Sensitivität für den Wandel in Natur und Welt auszeichnet.

Aus der Begründung der Jury, der in diesem Jahr Dr. Erika Schellenberger (1. Vorsitzende des Vereins, Ludwig Rinn (1. Vorsitzender Otto Ubbelohde Stiftung) und Prof. Dr. Thomas Hettche (2. Vorsitzender des Vereins, Autor) angehörten:

„Mit Marcus Braun und Christoph Peters zeichnet der Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ „zwei Schriftsteller aus, die jeweils für einen ganz unterschiedlichen literarischen Weg stehen, und die ihr Interesse an der Bildenden Kunst verbindet. Der Verein freut sich auf ihre Auseinandersetzung mit dem Werk des Oberhessischen Malers Otto Ubbelohde.“

Marcus Braun hat die Jury „durch sein halsbrecherisch virtuoses Erzählen beeindruckt. Sichtlich vom französischen Surrealismus und den Verfahren der Moderne geprägt, stellen seine Romane unsere Wahrnehmungen ebenso wie unsere Erwartungen auf die Probe. Seine Bücher richten ihren Blick auf uns Leser; so unverwandt, wie die Augen der Gorillas uns in seinen Bildern ansehen. .Marcus Braun, 1971 an der Mosel geboren, ist zunächst mit Theaterstücken, dann aber vor allem Romanen bekannt geworden, u.a. Delhi (1999), Nadiana (2000) und zuletzt Der letzte Buddha (2017). Seit 2015 arbeitet er auch als Maler.“

Der Jury nach ist „Christoph Peters Interesse an der Malereiein anderes, wie seine Prosa eine andere ist. Geprägt vom Niederrhein und Joseph Beuys, nähert er sich allen Künsten, ob der Malerei oder asiatischer Keramik, mit der Frage nach den Valenzen von Sinn in den unterschiedlichen Kulturen. Wobei Peters selbst ein Wanderer zwischen den Kulturen ist, wie es wenige in der deutschen Literatur gibt. In einem katholischen Internat erzogen, vom Islam beeinflusst, offen für die Abstraktionen des Buddhismus, bilden seine Romane diese Suchbewegung auf ebenso welthaltige wie kluge Weise ab.“ Die Jury ist gespannt, welche Funde er auf seiner Expedition nach Oberhessen machen wird.

1966 in Kalkar am Niederrhein geboren, hat Christoph Peter in Karlsruhe Malerei studiert und gehört seit seinem Debüt, dem Erzählungsband Stadtlandfluß von 1999, zu den produktivsten deutschen Erzählern. Ausgezeichnet unter anderem mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Düsseldorfer Literaturpreis, dem Rheingau-Literaturpreis und dem Friedrich-Hölderlin-Preis. Zuletzt erschien von ihm der Roman Das Jahr der Katze (2018).

Der junge Literaturverein Zwei Raben: Literatur in Oberhessen möchte die Region zwischen Lahn und Ohm, von der schon Rainer Maria Rilke schwärmte und in der Peter Kurzeck und der Lyriker Paulus Böhmer lebten, mit einer literarischen Gegenwart kurzschließen, die von der Sehnsucht nach dem Land geradezu infiziert ist.

Mit Unterstützung des Landkreises Marburg-Biedenkopf, der Gemeinde Lahntal und des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vergibt der Verein daher im Rahmen des neuen Literaturprojektes „Literaturhaus unterwegs“ jährlich zwei Aufenthaltsstipendien für Schriftsteller im ehemaligen Atelier- und Wohnhaus des Malers Otto Ubbelohdes in Goßfelden bei Marburg.

Literarische Vesper im Otto-Ubbelohde-Haus


Am 8. Dezember 2019 hatte der Verein „Zwei Raben: Literatur in Oberhessen“ die Mitglieder der Otto-Ubbelohde-Stiftung zu einer literarischen Vesper in das ehemalige Atelier von Otto Ubbelohde eingeladen. Marion Poschmann präsentierte den Gästen bereits vor der öffentlichen Lesung ihren in Goßfelden entstandenen Text über verschiedene Sichtweisen auf Raben, inspiriert von dem Rabenfries im Atelier. Nach einer Stärkung am Buffet zeigte Karl Heinz Görmar in einer Diaschau einen Rückblick auf die vergangenen sieben Monate des Vereins. Mit der anschließenden gut besuchten öffentlichen Lesung verabschiedete sich Marion Poschmann.
Wir sind gespannt auf das zweite Vereinsjahr und die nächsten Stipendiaten.